Kinobranche im Auf- und Umbruch
Filmbesuch und Kinostruktur in Deutschland 1991 bis 1998
Die Kinobranche in Deutschland befindet sich in einer Auf- und Umbruchphase. Nach Einbrüchen zu Beginn der 80er Jahre hatte sich die Zahl der Kinobesuche in der Folge auf niedrigerem Niveau stabilisiert. Seit Mitte der 90er Jahre zeigen die Besucherzahlen wieder aufstrebende Tendenz, 1998 wurde mit 148,9 Mio Besuchern das dritte Rekordjahr in Folge registriert. Zuwächse verzeichnen vor allem die Personengruppen ab 30 Jahren, die zuvor eher selten den Weg ins Kino fanden. Nach wie vor besitzen amerikanische Filme die größte Anziehungskraft, ihr durchschnittlicher Marktanteil am Verleihumsatz lag in den 90er Jahren über 80 Prozent, deutsche Filme kamen auf weniger als 11 Prozent. Deutlich erhöht hat sich in den letzten Jahren die Zahl der Kopien, mit denen die Topfilme in den Kinos starten. Die zu Beginn der 90er übliche Obergrenze von etwa 500 Kopien wurde 1998 von 26 Filmen übertroffen, im Sommer 1999 wurde von "Star Wars: Episode I" erstmals die Schallmauer von 1 000 Kopien durchbrochen. Dieser Film ist somit in fast einem Viertel der Kinosäle zu sehen und blockiert die Abspielmöglichkeiten und Erfolgschancen anderer Filme.
Auch die Kinotheaterlandschaft hat sich in den 90er Jahren deutlich verändert, neugebaute Großkinocenter (Multiplexe) bestimmen immer stärker das Bild. Fast jeder sechste Kinosaal befindet sich inzwischen in einem Multiplex, sie registrieren aber mehr als jeden dritten Besucher und verbuchen 38 Prozent der Umsätze. Der Bauboom - 1998 wurden 25 Multiplexe neueröffnet - beginnt inzwischen zwar wieder etwas abzuflachen, eine Vielzahl von Konkurrenzprojekten führt vor allem in größeren Städten allerdings schon zu einem Verdrängungswettbewerb. Im Zuge des Multiplexbooms ist die bislang mittelständisch geprägte Kinounternehmensstruktur im Umbruch, Konzentrationstendenzen sind zu verzeichnen, und ausländische Konzernen drängen immer stärker auf den deutschen Markt.
MP 9/1999, S. 480-487
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