Heft 4

Birgit van Eimeren/Ekkehardt Oehmichen

Mediennutzung von Frauen und Männern

Daten zur geschlechtsspezifischen Nutzung von Hörfunk, Fernsehen und Internet/Online 1998

Die kommunikationswissenschaftliche Forschung beschäftigt sich seit längerem mit der Frage, ob das Geschlecht eine relevante Kategorie darstellt, um Mediennutzungsverhalten, Nutzungsmotive und Präferenzmuster zu erklären. Möglicherweise, so die These, sind Unterschiede in der Mediennutzung von Frauen und Männern eher eine Frage unterschiedlichen Alltags als des Geschlechts. Durchschnittlich hören Frauen länger Radio und sehen länger fern als Männer (außer am Wochenende), und sie weisen im Tagesverlauf ein anderes Nutzungsmuster auf. Beim Medium Radio zeigen Frauen eine stärkere Bindung. Die größten Unterschiede bei den inhaltlichen Interessen bestehen im Bereich Wissenschaft/Technik und vor allem Sport. Beim Fernsehen zeigt sich im Durchschnitt aller Frauen eine stärkere Unterhaltungsorientierung. Diese resultiert zum großen Teil aus der stärkeren Nutzung der Nachmittagsprogramme, die durch Talkgenres und Serien gekennzeichnet sind.

Die Analyse nach einzelnen demografischen und Lebensstilgruppen bestätigt die Annahme, daß sich bei Herausbildung eines ähnlichen Alltags von Frauen und Männern die Mediennutzung kaum noch unterscheidet. Dies ist zum Beispiel in jüngeren Milieus der Fall, für die Berufstätigkeit, Leistungsorientierung und vielfältige Interessen kennzeichnend sind. Es ist also damit zu rechnen, daß die fortschreitende Angleichung der Alltagsbedingungen der Geschlechter eine Egalisierung der geschlechtsspezifischen Umgangsweisen mit Radio und Fernsehen bewirken wird.

Unter den Internet-/Onlinenutzern sind Frauen 1998 mit 28 Prozent noch deutlich in der Minderzahl, unter den 14- bis 19jährigen sind es aber bereits 36 Prozent. Sofern Frauen diese neuen Medien nutzen, bestehen in den Hauptanwendungen keine signifikanten Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Allerdings surfen Männer mehr im Internet und laden mehr Dateien herunter. Generell haben Frauen noch weniger Gelegenheit zum Internetzugang und verfügen über schlechtere Hardware. Auch hier ist also der Umgang mit dem Medium von den vorgefundenen situativen Bedingungen geprägt.

MP 4/1999, S. 187-201



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