Heft 1

Rainer Conrad

Outsourcing - ein vorläufiges Schlußwort

Bewertung des KEF-Symposions 'Outsourcing'

Den Ertrag des Symposions aus der Sicht der KEF bewertete deren Vorsitzender Rainer Conrad in seinem Schlußwort. Er verwies darauf, daß dieses bereits das zweite Symposion der KEF sei. Das erste befaßte sich mit Werbefragen, und damals wie jetzt habe es keine unmittelbare Quintessenz, sondern vielmehr eine Menge Erkenntnisse über die angesprochenen Probleme gegeben. Die KEF habe das Thema Outsourcing nicht deshalb zur Debatte gestellt, weil sie es für eine Wunderwaffe für mehr Wirtschaftlichkeit halte, sondern weil es viele Fragen aufwerfe.

Offenbar, so Conrad, gebe es verschiedene Kriterien, nach denen die Zweckmäßigkeit von Outsourcing zu beurteilen sei. Er nannte als erstes auftragsbezogene Kriterien: Kernfunktionen seien ein Feld, für das sich Outsourcing nicht eigne, wobei es Auslegungsunterschiede über die Grenzen gebe. Rechtliche Grenzen seien vor allen Dingen bei der sogenannten materiellen Privatisierung relevant. Hier gehe es auch um die Frage, wie weit öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten selbst am Markt aktiv sein dürften.

Priorität habe auf jeden Fall die Optimierung der eigenen Geschäftsprozesse: Zur Vergleichbarkeit zumindest im eigenen Unternehmen müsse der Optimalzustand hergestellt bzw. theoretisch beschrieben werden, bevor über eine Auslagerung entschieden werden könne. Als zentraler und letztlich einziger Vorteil unter Wirtschaftlichkeitsaspekten einer formalen Privatisierung bliebe die Personalkostenreduktion, alles andere könne man innerhalb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten theoretisch genauso gut darstellen. Diesen Vorteil dürfe man nicht zu gering schätzen, er beinhalte aber auch die größten Umsetzungsschwierigkeiten.

Wichtig sei ferner, daß bei aller wirtschaftlichen Betrachtung kein Know-how für die Rundfunkanstalten verloren gehen dürfe, dies könne sich am Ende als außerordentlich teuer erweisen. Conrad schloß sich dem Ergebnis aller Referenten an, daß eine Einzelfallprüfung immer Voraussetzung für die richtige Entscheidung sei. Dies sei zwar nicht überraschend, aber durch die Diskussion auf dem Symposion mit mehr Substanz und Überzeugungskraft versehen worden. Conrad betonte die Erwartung, daß bestehende Informationsmöglichkeiten der KEF durch Outsourcing nicht verbaut werden dürften. Mit Outsourcing verbundene Aufwandsverlagerungen müßten klar abbildbar, die resultierenden Wirtschaftlichkeitseffekte nachvollziehbar sein. Die KEF sei bestrebt - auch als Ergebnis dieser Tagung - gemeinsam mit den Rundfunkanstalten an den diskutierten Problemen weiterzuarbeiten.

MP 1/1999, S. 40-41



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