Heft 7

Heinz Gerhard

Programmanalysen im Vergleich

Anmerkungen zu Unterschieden in Methode, Aufgabenstellung und Ergebnissen

Die ARD/ZDF-Programmanalyse untersucht seit 1985 kontinuierlich die Programmleistungen der öffentlich-rechtlichen und der kommerziellen Fernsehprogramme. Der Autor beschreibt deren methodisches Instrumentarium im Vergleich zu den beiden anderen regelmäßigen Programmanalysen in Deutschland, der AGF-Sendungscodierung und der Studie der Landesmedienanstalten. Trotz unterschiedlicher Aufgabenstellung, Zielsetzung und Auswertungsmodalitäten ermittelt die ARD/ZDF-Programmanalyse ähnliche aggregierte Programmspartenanteile wie die AGF-Sendungscodierung, die sich auf ein von den AGF-Sendern gemeinsam erstelltes Codierschema stützt: Beide Analysen bestätigen, daß der Informationsanteil bei ARD und ZDF mehr als doppelt so hoch wie bei den kommerziellen Anbietern RTL, SAT.1 und ProSieben ist. Außerdem zeigen sie, daß der Informationsanteil bei öffentlich-rechtlichen und bei den kommerziellen Sendern zwischen 1992 und 1998 stabil geblieben ist.

Die Studie der Landesmedienanstalten von 1997 kommt dagegen für RTL, SAT.1 und ProSieben zu wesentlich höheren Informationsanteilen. Der Grund dafür ist, daß sie Talkshows, die vor allem die Privatsender am Vor- und Nachmittag reichlich anbieten, pauschal der Programmsparte Information zurechnet. Die LMA-Studie beruft sich dabei auf die AGF-Codierung, die ebenso verfahre. Dies ist aber nicht der Fall: Talkshows werden dort von allen Sendern je nach Inhalt entweder der Information oder der Unterhaltung zugeordnet - lediglich ProSieben vercodet seine Talkshows pauschal als Information. Die ARD/ZDF-Programmanalyse weist solche und andere "mehrdeutige" Programmangebote mittels eines differenzierten Indikatorensystems der am genauesten zutreffenden Inhaltskategorie zu und bestätigt - außer für ProSieben aus den genannten Gründen - die Ergebnisse der AGF-Sendungscodierung. Der von interessierter Seite immer wieder erhobene Vorwurf, öffentlich-rechtliche und kommerzielle Sender glichen sich zunehmend an, läßt sich nicht belegen. Durch die Codierpraxis der LMA-Studie wird eine Ähnlichkeit kommerzieller mit öffentlich-rechtlichen Programmprofilen im Informationsbereich ausgewiesen, die sich in der Programmrealität nicht wiederfindet.

MP 7/1999, S. 340-344



Zurück zur Übersicht