Heft 7

Udo Michael Krüger

Stabile Programmstrukturen trotz besonderer Fernsehereignisse

Programmanalyse 1998: ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Vergleich

Wahlen und große internationale Sportereignisse prägten das Fernsehjahr 1998. Wegen der Übertragungen u.a. von Olympischen Winterspielen, Fußball-WM (ARD/ZDF) und Tour de France (ARD) fällt der Sportanteil bei den öffentlich-rechtlichen Sendern 1998 besonders hoch aus. Bei den Privatsendern ist für RTL ein Zuwachs an Information um 3,5 Prozentpunkte, ein Rückgang an Fiction und eine Zunahme nonfiktionaler Angebote zu verzeichnen. SAT.1 weist gegenüber dem Vorjahr kaum Änderungen in der Programmstruktur auf, während ProSieben deutlich mehr nonfiktionale Unterhaltung und deutlich weniger Kinder- und Jugendsendungen ausstrahlte.

Die systematischen Unterschiede zwischen den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen auf der einen und den drei großen Privatsendern auf der anderen Seite bleiben aber auch 1998 bestehen: Bei ARD und ZDF dominieren die Informationsangebote (Anteil am Gesamtprogramm jeweils rund 42 %), bei den Privaten die fiktionalen und nonfiktionalen Unterhaltungsangebote (RTL 29 % Fiction, 22 % Nonfiction, SAT.1 38 % Fiction, 18 % Nonfiction, ProSieben 50 % Fiction, 10,5 % Nonfiction). Auch innerhalb des Informationsangebotes gibt es klare Unterschiede zwischen den Systemen. Politik-, wirtschafts- und gesellschaftsrelevante tagesaktuelle und nichttagesaktuelle Informationsangebote sind weiterhin vorrangig bei den öffentlich-rechtlichen Sendern zu finden. Dagegen stammen beispielsweise zwischen 23 und 30 Prozent der Themen in nichttagesaktuellen Informationssendungen bei den untersuchten Privatsendern aus dem Bereich Human Interest/Prominenz, weitere 10 bis 12 Prozent aus dem Sektor Kriminalität.

Die Unterhaltungsangebote der Privatsender sind stärker als bei ARD/ZDF von Dauerformaten wie Daily Talks und Serien geprägt. Insbesondere bei RTL haben Spielfilme im Vergleich zu Serien mit 2 Prozent der Sendedauer nur noch einen geringen Stellenwert. Boulevardorientierte unterhaltende Informationssendungen sind inzwischen zwar fester Bestandteil aller untersuchten Programme geworden, im breiten und vielfältigen Informationsangebot der öffentlich-rechtlichen Sender haben sie jedoch als eine von vielen Offerten keinen prägenden Einfluß auf das Programmprofil.

MP 7/1999, S. 322-339



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