Heft 4

Wolfgang Darschin

Tendenzen im Zuschauerverhalten

Fernsehgewohnheiten und Programmbewertungen 1998

Obwohl sich in der deutschen Fernsehlandschaft 1998 kaum Veränderungen ergeben haben, legten die Reichweiten und die Sehdauer des Mediums Fernsehen weiter zu: Personen ab 14 Jahre schauten 1998 durchschnittlich 201 Minuten fern, fünf Minuten mehr als im Vorjahr und doppelt soviel wie Kinder zwischen drei und 13 Jahren (99 Minuten). In Ostdeutschland spielt das Fernsehen weiterhin eine noch wichtigere Rolle, die Sehdauer liegt bei Kindern 22 Minuten und bei Erwachsenen 28 Minuten über den Werten im Westen.

Das Erste Programm der ARD konnte 1998 nach mehreren Jahren wieder die Position des meist gesehenen Programms einnehmen (Marktanteil 15,4 %), gefolgt von dem bisherigen Marktführer RTL (15,1 %) und dem ZDF (13,6 %). Die Dritten Programme lagen in der Summe (12,3 %) erstmals vor SAT.1 (11,8 %), während ProSieben in der Gesamtbetrachtung mit 8,7 Prozent weiter zurückgefallen ist. In Ostdeutschland stand RTL auch 1998 an erster Stelle der Publikumsgunst (16,7 %), bemerkenswerterweise gefolgt von den Dritten Programmen (14,1 %). ARD (11,9 %) und ZDF (10,6 %) rangieren hier auf den Plätzen vier und fünf, hinter SAT.1 (12,6 %) und vor ProSieben (10,1 %).

68 von 100 der meist gesehenen Sendungen waren 1998 Sportübertragungen, allerdings spielen insgesamt gesehen Sportsendungen keineswegs die wichtigste Rolle für den Publikumserfolg: Bei der ARD zum Beispiel liegt der Anteil von Informationssendungen an der Gesamtsehdauer 1998 mit 35 Prozent - trotz Fußball-WM - doppelt so hoch wie der Sportanteil (18 %), die gleichen Relationen gelten für das ZDF. Bei den Privaten resultiert der Löwenanteil der jeweiligen Sehdauer mit Abstand aus Fictionsendungen.

Die Bundesbürger informieren sich weiterhin hauptsächlich bei den öffentlich-rechtlichen Programmen, und die am meisten gesehene Nachrichtensendung bleibt die "Tagesschau", mit deutlichem Abstand vor "heute" und "RTL aktuell". 69 Prozent des gesamten Informationskonsums werden bei den Programmen von ARD und ZDF gedeckt, während der Unterhaltungs- und Fictionkonsum zu 61 Prozent auf Privatsender fällt. Entsprechend werden ARD und ZDF auch höhere Kompetenzen im Informationsbereich zugeschrieben, RTL, SAT.1 und ProSieben liegen erwartungsgemäß bei Unterhaltungsgenres vorne.

MP 4/1999, S. 154-166



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