Heft 3

Ekkehardt Oehmichen

Aufmerksamkeit und Zuwendung beim Radio hören

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in Hessen

Radio wird nur zu einem geringeren Anteil aufmerksam genutzt. Während knapp 10 Prozent der Radionutzung mit sehr konzentrierter Aufmerksamkeit und rund 34 Prozent mit starker Aufmerksamkeit, d.h. als bewusstes Radio hören erfolgen, haben weit über 50 Prozent der Radionutzungsvorgänge lediglich beiläufigen Charakter. Dies ist Teilergebnis einer Repräsentativbefragung von 2 000 Personen ab 14 Jahren in Hessen, wonach Aufmerksamkeit und Zuwendungsintensität beim Radio hören eine wichtige Rolle spielen.

Generell passt sich die Hörfunknutzung dem jeweiligen Tagesablauf an, wobei Unterschiede zwischen den demographischen Gruppen (Alter, Geschlecht, Bildung etc.) und MedienNutzterTypen (z.B. Erlebnisorientierte, Leistungsorientierte, Klassisch Kulturorientierte, Häusliche) hervorzuheben sind. Zu differenzieren ist ferner zwischen den Hörerschaften verschiedener Programme. So werden z.B. die Informationswelle hr1 und das Kulturradio hr2 bevorzugt zum Frühstück, nachmittags und abends genutzt, während die kommerziellen Programme Radio FFH und Planet Radio vor allem als Muntermacher eingesetzt und häufig am Arbeitsplatz gehört werden.

Frauen hören aufmerksamer Radio als Männer und ältere, das heißt über 50-jährige Menschen, aufmerksamer als jüngere. Den höchsten Aufmerksamkeitsgrad der Radiohörer in Hessen weisen die hr1-Hörer auf, während die Kernhörerschaft des Popmusikprogramms hr3 in geringerem Maße aufmerksam zuhört. Die kommerziellen Begleitwellen Radio FFH und Planet Radio werden mit der deutlich geringsten Aufmerksamkeit gehört. Daraus folgt, dass die öffentlich-rechtlichen Programme aufmerksamer gehört werden als die kommerziellen.

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie machen deutlich, dass die bisherige Reichweitenmessung die Radionutzung nur unvollkommen abbildet und zumindest durch Aufmerksamkeitsparameter ergänzt werden sollte. Beispielsweise sind nämlich Reichweiten, die außer Haus erzielt werden, nicht mit jenen gleichzusetzen, die zu Hause erreicht werden.

MP 3/2001, S. 133-141



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