Heft 10

Gerhard Neckermann

Das Kinopublikum 1993 bis 2000

Besucherstruktur, Besucherverhalten und Image des Kinos

Das Besucherpotenzial für die deutschen Kinos ist durch den demographischen Wandel in den letzten Jahren geschrumpft: Die Zahl der 20- bis 29-Jährigen - traditionell die eifrigsten Kinogänger - geht immer weiter zurück. Bisher wurde dies allerdings durch eine erhöhte Besuchsfrequenz bei den Kinogängern mehr als ausgeglichen. Zwischen 1990 und 2000 stieg die Zahl der verkauften Eintrittskarten um 17 Prozent auf rund 153 Millionen pro Jahr.

Die Alterszusammensetzung des Kinopublikums hat sich in den vergangenen acht Jahren deutlich verändert. Die größte Gruppe, gemessen an den verkauften Eintrittskarten, blieben zwar die 20- bis 24-Jährigen, doch die 30- bis 39-Jährigen wurden zur zweitwichtigsten Gruppe, noch vor den 25- bis 29-Jährigen und den Teenagern. Der Besuchszuwachs im Jahr 2000 ist weitgehend auf Verhaltensänderungen der männlichen Filmfreunde zurückzuführen, die deutlich öfter ins Kino gingen. Im Gegensatz zu 1999 war das Filmangebot 2000 offenbar für die Frauen weniger reizvoll.

Am augenfälligsten im Zeitraum 1993 bis 2000 ist die gestiegene Bedeutung der Angestellten für den Kinobesuch. Nur unter Berücksichtigung der Grundschüler bleiben die Schüler und Studenten die wichtigste Kinogängergruppe nach verkauften Eintrittskarten. Tendenziell nahm die Bedeutung der Akademiker für den Kinobesuch zu. Die Filmvorlieben hängen insgesamt aber weniger vom Schulbildungsgrad als von der beruflichen Situation bzw. dem Alter ab.

Kino spielt im Vergleich mit anderen Freizeitaktivitäten der Bevölkerung eher eine untergeordnete Rolle, immerhin gehen aber rund 15 Prozent der Befragten nach eigener Einschätzung mindestens einmal im Monat ins Kino. Häufige Kinogänger sind dazu auch überdurchschnittlich intensive Nutzer von anderen Medien wie Video, DVD, Internet oder Computerspielen.

Das Image des Kinos ist nach wie vor gut, inzwischen wird auch der Service und die Ausstattung der Filmtheater positiv beurteilt. Ins Kino gehen ist auch ein Gemeinschaftserlebnis mit Freunden oder der Familie. Mit zunehmendem Alter der Kinogänger nimmt die Funktion des Kinos als Erstaufführungsstätte für aktuelle Filme ab. Zwei Drittel der Befragten würden bei niedrigeren Eintrittspreisen häufiger das Kino besuchen.

MP 10/2001, S. 514-523



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