Heft 2

Jürgen Barthelmes

Funktionen von Medien im Prozess des Heranwachsens

Ergebnisse einer Längsschnittuntersuchung bei 13- bis 20-Jährigen

Für die Längsschnittuntersuchung wurden 22 Jugendliche und ihre Familien zwischen 1992 und 1998 dreimal befragt. Ziel war es, die (sich verändernde) Funktion der Medien, insbesondere des Fernsehens, im Prozess des Heranwachsens näher zu untersuchen. Ausgangsüberlegung war, dass sich die Bedeutung der Medien für Jugendliche nur dann erschließt, wenn man von deren Alltag und persönlichen Entwicklungs- und Lebensthemen ausgeht. Erhoben wurden deshalb jeweils die persönlichen Entwicklungsphasen, Themen und Lebenssituationen der Jugendlichen und Eltern, der Medienbesitz und Umgang mit Medien, sonstige kulturelle Aktivitäten, Freundschaftsbeziehungen u.a.

Die ganze Jugendzeit hindurch gilt: Das Zusammensein mit Freunden rangiert vor Mediennutzung. Im Verlauf des Älterwerdens nimmt der Stellenwert des Fernsehens ab, schulische und berufliche Belange sowie andere Freizeitaktivitäten rücken in den Vordergrund.

Insbesondere am Beispiel der Spielfilme wird der Zusammenhang von Lebens- und Medienthemen deutlich. So sind die Inhalte der Lieblingsfilme Heranwachsender quasi ein Schlüssel zur Situation der Befragten. Bei der Herausbildung der eigenen Persönlichkeit setzen sie sich mit Männer- und Frauenbildern in den Filmen auseinander, die Verlässlichkeit von Beziehungen ist wichtiges Thema. Die Jugendlichen finden neue Aspekte "ihres" Themas in den Filmen und entwickeln sich daran weiter.
In den befragten Familien sind die Medieninhalte häufig Gesprächsthema. Den Jugendlichen dient das Reden über Filme und Serien als Vehikel für eigene Probleme, die Eltern sehen darin häufig eine Möglichkeit, Zugang zu den Fragen ihrer Kinder zu finden. Die Familie erweist sich als prägend für den Umgang Jugendlicher mit Medien. Selbstbildung über Medien hängt vom kulturellen Kapital der Eltern ab. Wie Eltern selbst mit Medien umgehen, was sie ihren Kinder anbieten und vorschlagen, hinterlässt Spuren auch bei den späteren Mediengewohnheiten.

MP 2/2001, S. 84-89



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