Heft 1

Helmut Volpers/Christian Salwiczek/Detlef Schnier

Kulturradioangebote der ARD im Internet

Ein medialer Verbund mit Zukunft

Das Radio hat - beschleunigt durch das Aufkommen privater Formatradios - in den vergangenen Jahrzehnten einen Funktionswandel vom Zuhör- zum nebenbei genutzten Begleitmedium erfahren. Entgegen diesem Trend "leistet" sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk weiterhin gehobene anspruchsvolle Kulturradioprogramme, die ein bewusstes Einschalten und aktives Zuhören erfordern. Diese Programme haben jedoch nur kleine Hörerzahlen, die meist der älteren Generation angehören, während von den jüngeren Generationen eine Zuwendung zu solchen aufmerksamkeitserfordernden Angeboten kaum noch zu erwarten ist. Kulturprogramme sind also als "bedrohte Spezies" anzusehen. Um sich die lebensnotwendigen neuen Hörerpotenziale zu erschließen, benötigen sie also Vermittlungsformen, die auch jüngere Menschen ansprechen. Das Internet bietet hierfür nach Ansicht der Autoren gerade den Kulturradios besondere Chancen.


Anhand einer Sekundäranalyse einer Repräsentativuntersuchung zur Hörfunknutzung zeigen sie, dass die Potenziale innerhalb der vier stark kultur- und informationsinteressierten MedienNutzerTypen nicht ausgeschöpft sind. Da der Anteil der Onlinenutzer unter ihnen beachtlich ist, könnten sie mit Komplementärangeboten der Kulturrradios erreicht werden. Erfolgversprechend ist dies insbesondere dann, wenn der Zusatznutzen für diese potenziellen Hörer erkennbar ist. Neben der Zeitsouveränitat, die das Internet ermöglicht, entscheidet darüber vor allem der Content, der Inhalt solcher Angebote. Hier haben, wie auch ein Überblick über die Internetauftritte der ARD-Kulturradios belegt, die öffentlich-rechtlichen Einschaltprogramme im Vergleich zu allen anderen Hörfunkprogrammen die größten inhaltlichen Ressourcen, denen sich im Internet eine komplementäre Plattform bietet.


Betrachtet man das klassische auditive Radioprogramm und die online zur Verfügung gestellten Inhalte als ein Angebot in unterschiedlichen medialen Formen, ergibt sich durch den Internetauftritt eine deutliche Reichweitenerhöhung. Zugleich können, wie empirische Befunde gezeigt haben, intermediale Rückkoppelungseffekte die Nutzung für die jeweils andere Angebotsform verstärken.

MP 1/2001, S. 31-42



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