Heft 9

Klaus-Jürgen Buchholz

Nichtkommerzielle Lokalradios in Deutschland

Eine Bestandsaufnahme

In Deutschland sind derzeit 38 nichtkommerzielle Lokalradios (NKL) auf Sendung, wobei in den einzelnen Bundesländern unterschiedliche gesetzliche Voraussetzungen herrschen und einige Bundesländer diese Form privaten Radios gar nicht vorsehen. Als ideelle Vorläufer der nichtkommerziellen Lokalradios gelten die so genannten Freien Radios mit politisch-emanzipatorischem Anspruch, die in den 70er und 80er Jahren ohne gesetzliche Grundlage als Piratensender entstanden (z.B. Radio Dreyeckland, Radio Freies Wendland).

Die innere Organisation und auch die konzeptionellen Ansätze der heutigen NKL sind sehr verschieden und lassen sich durch die beiden Pole "traditionell journalistisches Konzept" sowie "medienpädagische Ausrichtung" beschreiben. Das Konzept, Gegenöffentlichkeit etablieren zu wollen, ist vor allem bei der Gründergeneration noch stark vertreten, während nur zwei Fünftel der Neueinsteiger diese Zielsetzung bejahen. Die Mehrzahl der NKL ist als gemeinnütziger Verein organisiert. Die Verbreitungskosten der heutigen nichtkommerziellen Lokalradios werden zumeist von den Landesmedienanstalten übernommen, teilweise gibt es weitere Förderungen etwa in Form von Personal- und Sachkostenzuschüssen oder Projektmitteln.

Aufgabe der NKL ist es, eine publizistische Ergänzung zu bestehenden Medienangeboten auf lokaler/regionaler Ebene zu sein. Wie wird diese Aufgabe ausgefüllt? Studien zu den NKL in verschiedenen Bundesländern haben ergeben, dass die nichtkommerziellen Lokalradios bei Unterschieden zwischen den einzelnen Sendern insgesamt ihrer publizistischen Ergänzungsfunktion nachkommen, wobei sie allerdings eine geringere Bandbreite an Darstellungsformen aufweisen. Der weiteste Hörerkreis (innerhalb von 14 Tagen gehört) variiert im Landesdurchschnitt von 1,4 Prozent bis 18,6 Prozent. Ein hoher Informationsanteil und ausgeprägter Lokalbezug fördern die Nutzung, und das Publikum erwartet von den NKL die Behandlung vernachlässigter Themen.

Der Autor resümiert, die NKL müssten nunmehr nach Ende ihrer Aufbauphase prüfen, ob die formulierten Ziele und die bestehenden Organisations- und Programmkonzepte den Anforderungen des täglichen Sendebetriebs, den Erwartungen des Publikums und den Vorstellungen von Programmqualität gerecht werden.

MP 9/2001, S. 471-479



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