Heft 1

Christof Barth/Thomas Münch

Webradios in der Phase der Etablierung

Angebote, Nutzung und Inhalte des Hörfunks im Internet

Durch die Entwicklung der Webradios werden bisher getrennte mediale Bereiche miteinander verschmolzen, sodass der Prozess der Auflösung des "klassischen" Radiobegriffs im Internet schnell voranschreitet. Mit den Webradios hat der Hörfunk aber nicht nur zusätzliche Konkurrenz bekommen, sondern er besitzt zugleich die Chance, sich in einer neuen medialen Umgebung zu etablieren und neue Programmformen zu entwickeln.
Weltweit sind über 2 500 Internetradios auf Sendung, die sogenanntes Audio-Streaming anbieten, wobei die meisten Angebote auch terrestrisch verbreitet werden. Als Anbieter von Webradios treten neben Medienunternehmen auch Entwickler von Streaming-Software und E-Commerce-Firmen auf. In Deutschland ist die Anzahl aktiver Nutzer von Internet-Audioangeboten im Vergleich zu den USA noch gering: Unter den Internetusern befinden sich nur rund 3 Prozent tägliche Webradionutzer. Mit der Einführung neuer Pauschaltarife haben die Nutzungszahlen jedoch stark zugenommen.


Radio ist auch im Internet größtenteils ein Nebenbeimedium zum Musik hören. Während bei den öffentlich-rechtlichen Webradios aber auch das Informationsangebot eine wichtige Rolle spielt, beschränken sich die kommerziellen Internetradios fast ausschließlich auf Musik. Hier bietet das Internet die Möglichkeit, Musiktitel nach eigener Präferenz auszuwählen. Darüber hinaus können textliche Informationen, Hintergründe, Programmüberblicke etc. abgerufen werden.


Die technische Entwicklung hat dazu geführt, dass inzwischen höhere Datenmengen übertragbar sind, die Klangqualität verbessert wurde und die Nutzungskosten gesunken sind. Dennoch sind weitere technische Verbesserungen erforderlich, und auf absehbare Zeit wird die technische Reichweite von Internetradios weit unter der traditioneller Übertragungswege bleiben. Konkurse haben in jüngster Zeit außerdem gezeigt, dass Webradios bisher kaum rentabel betrieben werden können. Noch verhindern der geringe Bekanntheitsgrad vieler Anbieter und unbefriedigende Messmethoden zur Reichweitenermittlung eine intensivere Vermarktung.

MP 1/2001, S. 43-50



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