Heft 7

David Price

Der Programmrechtemarkt im digitalen Zeitalter

Analyse am Fallbeispiel Großbritannien

Der Programmrechtemarkt in Großbritannien befindet sich in starkem Wandel, und die Fernsehindustrie versucht, sich auf die neuen digitalen Bedingungen einzustellen. Bereits seit einiger Zeit treibt der wachsende Wettbewerb zwischen terrestrischen, Satelliten- und Kabelplattformen vor allem die Preise für die attraktivsten Programmrechte nach oben. Zwar führte diese Entwicklung für die Programmrechteinhaber zu hohem Profit, allerdings wird inzwischen immer deutlicher, dass allzu häufig überzogene Preise bezahlt worden sind. So musste die digitale Plattform ITV Digital, die für 150 Mio Pfund die Übertragungsrechte der zweiten nationalen Fußball-Liga in Großbritannien erworben hatte, vor kurzem ihren Betrieb einstellen.

Der vorliegende Beitrag untersucht exemplarisch die wichtigsten Entwicklungstrends des britischen Rechtemarkts von Mainstream-Unterhaltungsprogrammen, wobei auch die Hintergründe und traditionellen Marktstrukturen (Duopol von BBC und ITV) bis hin zur Gründung neuer Kabel- und Satellitensender und zur heutigen Vielkanalsituation beleuchtet werden. Bevor im Jahr 2001 die Flaute im Werbemarkt einsetzte, erfreute sich die britische Fernsehindustrie einer eindrucksvollen Wachstumsperiode. Dieser Umsatzanstieg führte auch zu einem Wachstum bei den Programmausgaben, und der Rechtemarktanteil der BBC stieg auf über 40 Prozent an. Offensichtlich verlässt sich die Fernsehwirtschaft inzwischen weniger auf Kaufprogramme, während die Bedeutung von Eigen- und Auftragsproduktionen bei den größten terrestrischen Kanälen gestiegen ist.

Die Digitaltechnologie und die damit einhergehende Diffusion der Zuschauer schaffen ein strukturelles Problem in der britischen Fernsehindustrie, die zur Zeit den Hauptteil der Investitionen im frei zugänglichen terrestrischen Fernsehen tätigt. Es bahnt sich eine Machtverschiebung von den Sendern zur Programmproduktion und zum Rechtebesitz an. Bis sich die Auswirkungen eines echten Video-on-Demand-Systems bemerkbar machen werden, wird sich ein längerfristiger Wandel vollziehen. Fraglich ist jedoch, ob das Zuschauerinteresse und die Zahlungsbereitschaft stark genug sein werden, um die Investitionen der Fernsehanbieter zu refinanzieren.

MP 7/2002, S. 319-333



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