Heft 6

Joachim Wiedemann

DeutschlandTrend 2001: 11. September, politisches Interesse und Mediennutzung

Ein Forschungsansatz der ARD-Medienkommission

Im so genannten DeutschlandTrend, einer monatlichen Telefonbefragung bei wahlberechtigten Bürgern in West und Ost, verfolgt die ARD kontinuierlich die politische Stimmungslage der Deutschen. Die Befunde werden jeweils am ersten Freitag im Monat im "Bericht aus Berlin" veröffentlicht. Im Auftrag der ARD-Medienkommission wurden die Trendfragen im vergangenen Jahr erstmals mit Fragen zur Mediennutzung verbunden, um möglichen Zusammenhängen zwischen politischen Einstellungen und Medienverhalten nachzugehen. Erste Ergebnisse dieses Forschungsansatzes stellt der Beitrag vor.

Die Ereignisse des 11. September 2001 haben sich in einer erhöhten Reichweite der Nachrichten aller Systeme niedergeschlagen (hier am Beispiel "Tagesschau", "heute" und "RTL aktuell" dargestellt). Die erste Position der Tagesschau ist erneut bestätigt worden - ein Ergebnis, das aus der kontinuierlichen Fernsehforschung der AGF zur Genüge bekannt ist. Neu jedoch ist: Deutlich mehr politisch Interessierte sind bei ARD- und ZDF-Exklusiv-Nachrichten-Sehern zu finden als bei den Privaten. Und hier hat das Geschehen vom 11. September vergangenen Jahres nur bei deren Exklusiv-Nachrichtensehern einen (vorübergehend) verstärkten Anstieg des politischen Interesses bewirkt.

Es gibt deutliche Unterschiede zwischen den Stammsehern der öffentlich-rechtlichen Nachrichten - hier: der "Tagesschau" - und den regelmäßigen Sehern bei den privaten Nachrichten - hier: "RTL aktuell" - sowohl hinsichtlich der Einschätzung der wirtschaftlichen Lage und der Zufriedenheit mit der Regierung als auch der Beurteilung des Bundeskanzlers und seines Herausforderers im Verlaufe des Jahres 2001.

Die Daten bestätigen die These, wonach mit zunehmendem politischen Interesse die Anzahl der verschiedenen genutzten spezifischen Medienangebote steigt, um sich breiter zu informieren. Dies gilt allerdings nur für die öffentlich-rechtlichen Fernsehangebote, konkret insbesondere Politikmagazine und Nachrichten, während in Bezug auf private TV-Angebote dieser Zusammenhang nicht feststellbar ist bzw. sogar invers verläuft.

Insgesamt lässt sich festhalten: Die politisch Interessierten wenden sich allen Medien zu, insbesondere den öffentlich-rechtlichen und der Qualitätspresse, die Uninteressierten findet man eher bei den unterhaltungsorientierten Privatsendern und bei der Boulevardpresse.

MP 6/2002, S. 252-262



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