Heft 10

Gerd Hallenberger

Eurofiction 2001: Stabiles Angebot an fiktionaler Eigenproduktion

Erstausgestrahlte einheimische fiktionale Fernsehproduktionen in Deutschland

Deutschland belegt in Westeuropa nach wie vor den ersten Rang in der fiktionalen Fernsehproduktion. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle, seit 1996 kontinuierlich durchgeführte Studie Eurofiction 2001, die das Angebot erstausgestrahlter einheimischer fiktionaler Fernsehproduktionen in den fünf größten westeuropäischen Ländern (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien) analysiert. Aufgrund von Einwohnerzahl und Wirtschaftskraft, dem Entwicklungsstand der audiovisuellen Produktionsindustrie und der mit Abstand größten Zahl mehrheitlich empfangbarer Kabel- und Satellitensender verfügt Deutschland über gute Voraussetzungen für ein großes Angebot an fiktionalen TV-Produktionen.

Im Jahr 2001 führt Deutschland erneut nach der Gesamtsendelänge (vor Großbritannien), der Zahl der Einzelsendungen (vor Spanien) und nach der Menge der Produktionen (vor Frankreich). In Deutschland hat sich die Verteilung des Angebots zwischen öffentlich-rechtlichen (68 %) und Privatsendern (32 %) erneut zugunsten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verschoben. Die ARD strahlt nach Gesamtsendelänge am meisten einheimische Fiction aus, gefolgt von RTL und ZDF. Darüber hinaus engagieren sich die kleineren öffentlich-rechtlichen Sender (Dritte Programme der ARD, Arte, 3sat, KiKa) in diesem Programmsegment.

Insgesamt überwiegen unvermindert nationale Produktionen, für internationale Koproduktionen bieten sich vor allem Miniserien der Genres Historienfilme, Fantasy und Science Fiction an. Die inhaltliche Analyse zeigt nur wenige Veränderungen gegenüber dem Vorjahr, so gibt es einen Zuwachs an fiktionaler Comedy bei öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern. Die Spitzenpositionen nehmen die Genres Daily Soap und Krimi ein, gefolgt von Arzt und Familie.

Aufgrund der akuten Krise der Kirch-Gruppe als eine zentrale Kraft auf dem deutschen Fernsehmarkt, der generellen Konjunkturkrise und damit verbundenen rückläufigen Werbeeinnahmen sowie der Digitalisierung des Fernsehens können über die nähere Zukunft fiktionaler Eigen- bzw. Auftragsproduktionen deutscher Fernsehsender keine gesicherten Aussagen getroffen werden.

MP 10/2002, S. 501-511



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