Heft 2

Josef Eckhardt/Inge Mohr/Thomas Windgasse

Mediennutzung bei Kindern: Radio im Abseits?

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in Berlin/Brandenburg und Nordrhein-Westfalen

Auch bei Kindern gewinnen die Bildschirmmedien zunehmend an Bedeutung, ebenso sind Tonträgermedien weit verbreitet. Dagegen gerät das Radio zunehmend in die Defensive. In einer Repräsentativbefragung von je 1 000 Kindern im Alter von sieben bis 14 Jahren sowie Eltern in Nordrhein-Westfalen und Berlin/Brandenburg sind der Westdeutsche Rundfunk, das DeutschlandRadio und der Sender Freies Berlin dem Mediennutzungsverhalten dieser jungen Zielgruppe nachgegangen. Wie die Ergebnisse zeigen, sind die bevorzugten Mediengeräte in Kinderzimmern Fernseher, Walkman und Discman wie auch Kassettenrecorder (vor allem bei Mädchen und jüngeren Kindern) und Spielekonsolen (vor allem bei Jungen und älteren Kindern). Jungen verfügen außerdem eher über einen Computer als Mädchen.

Das Fernsehen ist auch für Kinder ein Leitmedium, wobei nachmittags und vor allem am Abend ferngesehen wird. Kinder in Berlin/Brandenburg verbringen nach den Umfrageergebnissen pro Tag 135 Minuten mit fernsehen. Jungen und ältere Kinder schauen häufiger fern als Mädchen und kleinere Kinder. Rund 45 Prozent der befragten Kinder haben Zugang zum Internet, meistens im Haushalt der Eltern.

Nur 53 Prozent der befragten Kinder hören überhaupt Radio und tun dies eine gute Stunde täglich. Mädchen und ältere Kinder nutzen den Hörfunk etwas häufiger. Auch bei den Kindern ist Radio ein Nebenbeimedium, das heißt, dem Radio wird nur selten aufmerksam zugehört. Musik und Spaß sind die wesentlichen Nutzungsmotive des Radios, aber auch die wissensvermittelnde Funktion des Hörfunks spielt eine Rolle. Als wichtigste Inhalte im Radio gelten für Kinder Musik, Witze, Moderation sowie Nachrichten und Hörspiele für Kinder. Radio hörende Kinder schätzen dieses Medium durchaus, allerdings weniger als das Fernsehen.

In den Augen der Erwachsenen, die Kinder erziehen, ist das Radio offensichtlich ein sekundäres Medium, das wenig aktiv und bewusst genutzt wird. Deshalb hört nur die Hälfte der Eltern in Gegenwart ihrer Kinder Radio, und die Kinder werden nicht aktiv an das Radio herangeführt. Gerade für ambitionierte Programmangebote wie Hörspiele und Informationsmagazine wäre es jedoch wichtig, sich früher als bisher um die junge Hörerschaft zu bemühen.

MP 2/2002, S. 88-102



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