Heft 8

Maria Gerhards/Annette Mende

Nichtnutzer von Online: Kern von Internetverweigerern?

ARD/ZDF-Offline-Studie 2002

Trotz des weiteren Anstiegs der Onlinenutzung lebt auch heute noch die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland (56 %) ohne einen Internetanschluss, da sich die Zuwachsraten inzwischen verlangsamt haben. Die Zusammensetzung der Offliner weist zunehmend einen Schwerpunkt bei den ab 60-Jährigen, bei Frauen und nicht (mehr) Berufstätigen auf. Offensichtlich kristallisiert sich in der Gesellschaft ein Kern von Offlinern heraus, der aus unterschiedlichen Gründen Distanz zur Internetwelt hält.
Während bei den jüngeren Offlinern unter 40 Jahren vor allem die Kosten des technischen Equipments und der Internetdienste einen Hinderungsgrund darstellen, spielt in allen Altersgruppen die vergleichsweise komplizierte Technik eine wichtige Rolle. Für die Offliner erschließt sich die Nützlichkeit und der Mehrwert des Internets nur in begrenztem Maße. Wirklich attraktive und exklusive Inhalte werden im Internet kaum vermutet. Darüber hinaus gibt es unter den Offlinern eine Gruppe, die sehr grundsätzliche Bedenken gegenüber dem Internet hegt und daher alles ablehnt, was mit Computer und Online zu tun hat.

Die meisten Offliner meinen, dass das Internet zur Sucht werden könne und schätzen dieses Medium als sehr zeitintensiv ein. Hinzu kommen Vorbehalte hinsichtlich der Masse und Qualität der Inhalte sowie eine Ablehnung gegenüber der stark technologiegeprägten Sprache und Begrifflichkeit des Internets. Auch der Schutz der persönlichen Daten im Internet stellt für viele Offliner ein ungelöstes Problem dar.

Aufgrund dieser Vielfalt von Gründen für eine Internetabstinenz ist auch in Zukunft mit einer Kluft in der Gesellschaft zwischen Onlinern und Offlinern zu rechnen. Ob dieses Gefälle jedoch grundsätzlich die Qualität einer gesellschaftlichen Spaltung besitzt, ist insofern fraglich, als es immer Gruppen geben wird, die sich bewusst dieser Medientechnologie enthalten, weil sie für ihre Lebenswelt keinen Gewinn verspricht. Für alle anderen Internet-Nichtnutzer sind zielgruppenspezifische Hilfen in Form von Informations- und Schulungsangeboten vorzusehen. Nur in einer vernetzten Strategie können Offliner für das Internet gewonnen werden. Notwendig sind eine Kostenreduzierung der PC-Hard- und Software, technologische Lösungen zur Vereinfachung der Bedienbarkeit von PC und Internet sowie eine konsumentenfreundliche Begrifflichkeit, die sich dann auch in der Öffentlichkeit durchsetzen müsste.

MP 8/2002, S. 363-375



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