Heft 2

Udo Michael Krüger

Politikvermittlung im Fernsehen

ARD, ZDF, RTL, SAT.1 und ProSieben im Vergleich

Untersuchungen zur Politikvermittlung im Fernsehen beschränken sich häufig auf ein bestimmtes Sendungsformat oder auf die "heißen" Wahlkampfphasen. Die vorliegende Studie nimmt sich gezielt einen normalen, wahlkampffreien Zeitraum im Jahr 2000 und das gesamte Spektrum von Sendungen mit Politikanteilen als Untersuchungsbasis. Einbezogen sind daher sowohl Nachrichten und (politische) Magazine als auch monothematische Sendungen (Reportagen, Dokumentationen) sowie Diskussions- und Talksendungen.

Der quantitative Vergleich des Politikangebots in den zwei öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen ARD/Das Erste und ZDF sowie den drei privaten Programmen RTL, SAT.1 und ProSieben in der Tageszeitphase zwischen 18.00 und 24.00 Uhr zeigt einen deutlichen Vorsprung für ARD und ZDF, die 16 bzw. 15 Prozent ihres Prime-Time-Programms mit Politikangeboten bestreiten (dies entspricht 58 bzw. 53 Minuten). Bei RTL sind es 4 Prozent (14 Minuten), bei SAT.1 und ProSieben jeweils 2 Prozent (je 7 Minuten) im Tagesdurchschnitt. 80 Prozent der Politikberichterstattung findet demnach bei ARD und ZDF statt.

Auf einzelne Sendungsformen bezogen ist die herausragende Bedeutung der Hauptnachrichtensendungen zu unterstreichen: 52 Prozent der politikbezogenen Berichterstattung wird durch Nachrichtenbeiträge abgedeckt. Es folgen Talk- und Diskussionssendungen (14 %), politische Inlandsmagazine (13 %), andere Magazine (12 %) sowie monothematische Sendungen (8 %). Der Politikanteil in den Nachrichten von ARD und ZDF ist dabei doppelt so hoch wie bei den Privaten. Dies ist unter anderem auf den höheren Anteil kurzer Nachrichtenfilme bei den Privaten zurückzuführen.

ARD und ZDF bieten ein weit größeres Spektrum von Sendungsformaten an, in denen hauptsächlich oder gelegentlich politische Themen angeschnitten werden. Diese formale Vielfalt spiegelt sich auch in der Bandbreite der Inhalte und Politikfelder. Deutsche Innenpolitik steht naturgemäß an erster Stelle, gefolgt von deutscher Außenpolitik und Auslandspolitik. Während die Themenstruktur bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern ähnlich ist, bieten ARD und ZDF innerhalb der einzelnen Themenfelder jeweils erheblich mehr an. Dies gilt auch für die Auftrittschancen von Politikern.

MP 2/2002, S. 77-87



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