Heft 10

Horst Röper

Zeitungsmarkt 2002: Wirtschaftliche Krise und steigende Konzentration

Daten zur Konzentration der Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland

Der deutsche Zeitungsmarkt ist geprägt von einer tiefen Krise. Deutliche Umsatzverluste, vor allem aufgrund der Flaute im Werbemarkt, aber auch verfehlte Investitionen in der Vergangenheit und Überkapazitäten im Druckbereich, haben viele Zeitungsverlage in eine schwierige wirtschaftliche Lage gebracht. Den Einbrüchen beim Umsatz wird fast überall mit Sparmaßnahmen begegnet. An erster Stelle stehen dabei Personalkürzungen, so beispielsweise beim Springer-Konzern, der 1 400 Stellen abbauen will. Es werden aber auch Leistungen in wichtigen Bereichen reduziert, so haben die Frankfurter Allgemeine Zeitung ihre Berlin-Seiten und die Süddeutsche Zeitung ihre Beilage eingestellt. Der redaktionelle Aufwand wird bei einigen Verlagen beispielsweise durch die Zusammenlegung, Verkleinerung oder Schließung von Redaktionen verringert. Die Zahl der Zeitungseinstellungen wächst.

Insgesamt verschärft die aktuelle Krise die seit Jahrzehnten bestehenden Konzentrationstendenzen. Die publizistische Konzentration setzt sich durch die steigende Monopolisierung lokaler Zeitungsmärkte fort. Das Kartellamt kann dem selbst mit dem Mittel der Sonderregelungen für Presseunternehmen im Kartellrecht nur wenig entgegensetzen. Auch durch Umgehungsstrategien der Verlage ist die Presseklausel in den letzten Jahren zunehmend unwirksam gewesen. Die Wahrscheinlichkeit besteht (und ist durch Absichtserklärungen einzelner Verleger erhärtet), dass die wirtschaftlich gesünderen unter den großen Zeitungsverlagen die Krise nutzen werden, weitere Zukäufe zu tätigen und ihre Position im deutschen Markt auszubauen.

Die vorliegende Statistik zu den zehn auflagenstärksten Zeitungsverlagen Deutschlands basiert auf einer zum Teil gegenüber den Vorjahren veränderten Systematik. Die ermittelten Verschiebungen in der Rangfolge der Verlage gehen jedoch auch auf reale Veränderungen der Marktpositionen zurück. So hat sich die Ippen-Zeitungsgruppe durch spektakuläre Zukäufe (u.a. Hessisch/Niedersächsische Allgemeine, Kassel) vom siebten auf den fünften Rang vorgearbeitet. Unangefochten an der Spitze steht jedoch weiterhin die Axel Springer-Verlag AG mit einem Anteil am Gesamtmarkt von jetzt 23,4 Prozent, der vor allem auf der dominanten Position der Bild-Zeitung im Sektor der Kaufzeitungen basiert. Die Verlagsgruppe WAZ, Essen, nimmt den zweiten Rang in der Gesamtstatistik und mit 7,9 Prozent den Spitzenplatz bei den Abonnementzeitungen ein.

MP 10/2002, S. 478-490



Zurück zur Übersicht