Heft 9

Udo Michael Krüger

Der Irak-Krieg im deutschen Fernsehen

Analyse der Berichterstattung in ARD/Das Erste, ZDF, RTL und SAT.1

Der Beitrag beschreibt und vergleicht die Berichterstattung der wichtigsten deutschen Fernsehprogramme über den Irak-Krieg im Zeitraum vom 10. März bis 13. April 2003 auf Sendungsebene bzw. vom 20. März bis 9. April 2003 auf Beitragsebene. Die Berichterstattung hat am Tag des Kriegsbeginns den größten Umfang, wird dann stufenweise geringer und steigt erst beim Einmarsch der Alliierten in Bagdad noch einmal an. Im Sendervergleich zeigt sich: An jedem der untersuchten Tage haben das Erste und das ZDF häufiger und länger über das Krisen- und Kriegsgeschehen berichtet als RTL und SAT.1. Ferner kommt die Strukturanalyse zu dem Ergebnis, dass der Irak-Krieg bei den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen am vielfältigsten aufbereitet wurde: Zwar liegt bei allen vier Programmen das Schwergewicht auf den Nachrichten, im Ersten und im ZDF wird dieses Thema darüber hinaus auch in anderen Sendungsformen breit behandelt. Der umfangreicheren Berichterstattung der Öffentlich-rechtlichen liegt auch ein größerer personeller Aufwand an Journalisten zugrunde, der für eine größere Vielfalt der Berichterstattung ausschlaggebend ist.

Die Themenanalyse ermittelt, dass sich Das Erste und das ZDF stärker als RTL und SAT.1 mit politischen Aspekten des Krieges befasst haben, während die beiden privaten Sender RTL und SAT.1 vermehrt über technisch-militärische Details informierten. In 20 bis 25 Prozent aller Beiträge wird das Kriegsgeschehen (Kampfhandlungen, Kriegsopfer oder Sachschäden) im Bild dargestellt. Dabei zeigten RTL und SAT.1 häufiger als die beiden Öffentlich-rechtlichen Bilder von Kampfhandlungen und Sachschäden.

Die im Rahmen der Kriegsberichterstattung von den USA neu eingeführte Rolle des "embedded journalist", der deren Kampftruppen begleitet, ist ausgiebig nur von RTL genutzt worden. Alle vier Programme bezogen häufig auch andere Sender als Informationsquellen mit ein, sodass ein vielfältigeres Bild aus unterschiedlichen Perspektiven entstehen konnte. Statt nur einer Quelle Glaubwürdigkeit zuzuschreiben, begegneten die Journalisten den Quellen oft mit Skepsis.

MP 9/2003, S. 398-413



Zurück zur Übersicht