Heft 9

Hans-Jürgen Bucher/Steffen Büffel/Jörg Wollscheid

Digitale Zeitungen als ePaper: echt Online oder echt Print?

Nutzungsmuster von ePaper, Zeitungsonlineangeboten und Tageszeitung im Vergleich

Kann ePaper - die im Maßstab verkleinerte, originalgetreu in das Internet überführte Version der traditionellen Tageszeitung - das klassische Onlineangebot ersetzen? Ist ePaper eine Gefahr oder eine Ergänzung für die gedruckte Zeitung? Mit verschiedenen Verfahren der quantitativen und qualitativen Rezeptionsforschung untersuchte ein Forscherteam der Universität Trier die Charakteristika der Nutzung dreier verschiedener Varianten der "Rhein-Zeitung", nämlich der traditionellen Papierausgabe, des ePapers und des Onlineangebots. In der Untersuchung stand der Einfluss von verschiedenen Faktoren auf die Nutzung im Mittelpunkt: das Medienangebot mit seinen Inhalten und Gestaltungsformen, die Kompetenz und Voraussetzungen der Nutzer, deren Interessen und Nutzungsabsichten sowie die mediengattungsspezifischen Strukturmerkmale.

Wie die Untersuchung ergeben hat, besteht der Vorteil des ePapers gegenüber einer Onlinezeitung unter anderem darin, dass der Nutzer den ihm von der gedruckten Version her vertrauten Gesamtüberblick über die Zeitungsseite erhält. Die Schwachstellen des ePapers liegen dagegen vor allem in der schlechteren Lesbarkeit, die im Vergleich zur gedruckten Zeitung fehlende modularisierte und clusterorientierte Aufbereitung der Inhalte sowie die eingeschränkte Hypertextualität. Letzteres erleichtert in klassischen Onlineangeboten die Navigation durch die Inhalte.

Insgesamt kommt die Studie zum Ergebnis, dass beim ePaper zwei Nutzungsmuster aufeinander treffen: dasjenige aus der gedruckten Zeitung und das aus der Onlinezeitung. Dabei schneidet das ePaper in der Bewertung durch die Nutzer durchgängig schlechter ab als die anderen beiden Medien. Je spezifischer die Nutzungszwecke sind, desto eher zeigen sich beim ePaper Grenzen. Dennoch kann das ePaper durchaus eine Komplementärfunktion zur gedruckten Zeitung ausfüllen. Am besten ließe sich diese Stärke in mobilen Endgeräten ausspielen.

MP 9/2003, S. 434-444



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