Heft 8

Ekkehardt Oehmichen/Christian Schröter

Funktionswandel der Massenmedien durch das Internet?

Veränderungen des Mediennutzungsverhaltens bei Onlinenutzern

Seit nach den Ergebnissen der aktuellen ARD/ZDF-Online-Studie 2003 die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland Zugang zum Internet hat, stellt sich mehr denn je die Frage, welche Auswirkungen sich aus der Nutzung des Internets für die traditionellen Medien Radio, Fernsehen, Zeitungen und Zeitschriften ergeben. Dabei sind sich alle Beobachter einig, dass es nicht zu einer Verdrängung der klassischen Medien kommen wird. Ein Vergleich der Mediennutzungsdaten aus der Langzeitstudie Massenkommunikation des Jahres 2000 und aus der ARD/ZDF-Online-Studie 2003 zeigt jedoch, dass sich die Zuwendungsmotive und Funktionszuweisungen der Medien ändern.

So werden zwar im Jahr 2003 wie drei Jahre zuvor die Tageszeitungen und das Fernsehen zum Zwecke der Information am stärksten genutzt, das Internet holt jedoch sichtbar auf. Zur Orientierung ("weil es mir hilft, mich im Alltag zurechtzufinden") ist das Internet inzwischen nach der Tageszeitung und vor dem Fernsehen sogar an zweiter Stelle platziert. Darüber hinaus entwickelt das Internet auch ein Unterhaltungsprofil, das heißt, das Internet wird zunehmend genutzt, um Spaß zu haben. Insbesondere die MedienNutzer-Gruppe der Jungen Wilden sieht im Internet auch ein Unterhaltungs- und sozialkommunikatives Medium.

Weitere Funktionsverschiebungen lassen sich insbesondere bei den häufigen Onlinenutzern bestimmter Themenfelder erkennen. So behaupten beispielsweise Onlinenutzer, die häufig nationale und internationale Nachrichten aus dem Netz beziehen, dass sie jetzt sowohl die Printmedien zu diesem Zweck seltener nutzen als auch (offensichtlich mit zeitlicher Verzögerung) Fernsehen und Radio. Bezüglich Wirtschafts- und Börseninformationen verzeichnen Radio und Zeitschriften/Magazine die höchsten Einbußen. Bei aktuellen Serviceinformationen wie Wetter und Verkehr werden alle klassischen Medien weniger genutzt, bei Informationen aus dem Kulturbereich ist die Tageszeitung am wenigsten betroffen.

Aus den vorliegenden Ergebnissen ist erkennbar, dass das Internet zu einem immer ernster zu nehmenden Konkurrenten im Wettbewerb um das Medienzeitbudget heranwächst. Allerdings sind entsprechende Entwicklungen bisher vornehmlich bei den häufigen Onlinenutzern zu beobachten.

MP 8/2003, S. 374-384



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