Heft 8

Christian Breunig

Internet: Auf dem Weg zu einem kommerziellen Medium?

Inhaltliche Entwicklungen und Finanzierungsformen von Onlineangeboten

Mit weltweit rund 600 Millionen Nutzern und 43 Millionen Websites ist das Internet längst zu einem Massenmedium geworden. Parallel zur Anzahl der Onlinenutzer wächst auch das Angebot für die verschiedensten Zielgruppen. Nach einer ersten Boomwelle in den Jahren 1999 und 2000 und dem anschließenden Einbruch versuchen die verbliebenen Onlineunternehmen verstärkt nach gewinnbringenden Finanzierungsformen. Hierbei sind grundsätzlich zwei Funktionen des Internets zu unterscheiden: das Internet als Inhalteanbieter (Content Provider) und das Internet als Vertriebsweg für Waren bzw. Dienstleistungen.

Zu den im Zusammenhang mit einer fortschreitenden Kommerzialisierung relevanten Angebotsformen gehören neben den großen Portalen auch Informationsbörsen (z.B. Jobbörsen), Chats, Musikbörsen, Computerspiele und die Websites von Fernseh- und Radiosendern sowie von Presseverlagen. Mit E-Commerce und Service (Internet als Vertriebsweg) wird aber mehr als doppelt soviel Geld umgesetzt wie im Contentbereich - als erfolgreiches Beispiel gilt die weltweit größte Auktionsplattform eBay.

Insgesamt hat sich der Optimismus vieler Internetanbieter, innerhalb kurzer Zeit schwarze Zahlen zu schreiben, nicht erfüllt. Websites, die sich selbst finanzieren müssen, bleiben als Finanzierungsquellen Werbung und Bezahlinhalte (Paid Content). Der Onlinewerbemarkt ist gegenwärtig - anders als der sonstige Werbemarkt - durch steigende Investitionen und optimistische Zukunftsprognosen bestimmt. Als Alternative oder Ergänzung zu den Werbeerlösen sieht eine wachsende Anzahl von Onlineunternehmen den Verkauf von Inhalten direkt an die Nutzer (Paid Content). Zu den häufigsten Bezahlinhalten gehören SMS-Versand, Wirtschafts- und Finanzinformationen, Datenbanken und Archive. Paid-Content-Anbieter sind unter anderem T-Online, die Stiftung Warentest, kommerzielle Fernsehsender und zahlreiche Presseverlage. Letztere bieten im Internet zum Teil ihre Archivbestände gegen Bezahlung an oder stellen die gesamte Zeitungsausgabe ins Netz (E-Paper). Die Zahlungsbereitschaft vieler Onlinenutzer ist allerdings noch gering ausgeprägt. Auch zukünftig werden daher kostenlose Inhalte im Internet eine Stütze der Oflline-Marken bleiben

MP 8/2003, S. 385-393



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