Heft 7

Walter Klingler

Kultur in Fernsehen und Hörfunk

Kulturinteresse der Bevölkerung und die Bedeutung der Medien

Der Beitrag untersucht die Fragen, wie groß das Potenzial der Kulturinteressierten in Deutschland ist, welche gesellschaftlichen Gruppen an Kultur besonderes Interesse zeigen und welche Bedeutung den Medien beim Thema Kultur aus der Perspektive der Nutzer zukommt.

Den Ergebnissen einer Repräsentativbefragung im Auftrag des SWR vom Herbst 2002 zufolge sind 44 Prozent der Deutschen an Kunst und Kultur zumindest etwas interessiert. Dabei zeigen sich deutliche soziodemographische Unterschiede, aber auch die Analyse mittels typologischer Verfahren (MedienNutzerTypologie und Sinus-Milieus) macht Differenzierungen deutlich: Bei beiden Analyseansätzen kristallisieren sich Milieus mit großer Affinität zu Kulturellem sowie eher kulturferne Milieus heraus.

Das Kulturverständnis der Bürger lässt sich beispielsweise an ihren kulturellen Freizeittätigkeiten ablesen. Danach lesen 66 Prozent der Bundesbürger mindestens einmal im Monat Bücher, 27 Prozent gehen einmal ins Kino, kulturelle Veranstaltungen besuchen 24 Prozent, Konzerte 14 Prozent, 13 Prozent machen selbst Musik. Auch hier zeigt die typologische Analyse große Unterschieden zwischen den einzelnen Milieus.
Wichtigstes tagesaktuelles Medium für Informationen zum Bereich Kultur ist das Fernsehen. Allerdings haben die Medien durchaus ihre speziellen Kompetenzprofile: So ist der Hörfunk eindeutig die wichtigste Quelle für Neues sowohl aus der Klassischen als auch aus der Popmusik.

Das Fernsehen bietet insgesamt täglich ein Kulturangebot von fast 18 Stunden, welches zu 91 Prozent auf öffentlich-rechtliche Programme entfällt. Dem entspricht die Nutzung kultureller Angebote, die zu 81 Prozent mit öffentlich-rechtlichen Sendungen verbracht wird, diese werden von den Nutzern auch am besten bewertet. Insgesamt erreichen Informationssendungen aus dem Themenbereich Kultur an einem durchschnittlichen Fernsehtag rund 15 Prozent aller Zuschauer.

Auch im Hörfunk ist Kultur im Wesentlichen Sache der Öffentlich-rechtlichen. Allein die so genannten gehobenen Programme der ARD erreichen täglich 4,3 Millionen Personen. Kulturkontakte und auch Chancen für zufällige Begegnungen mit Kulturthemen ergeben sich darüber hinaus auch über entsprechende Beiträge und Sendungen in den populäreren öffentlich-rechtlichen Programmen, die somit eine wichtige Brücke zur Kultur auch für weniger Interessierte sind.

MP 7/2003, S. 310-319



Zurück zur Übersicht