Heft 10

Martin Löffelholz/Thorsten Quandt/Thomas Hanitzsch/Klaus-Dieter Altmeppen

Onlinejournalisten in Deutschland

Zentrale Befunde der ersten Repräsentativbefragung deutscher Onlinejournalisten

Mit steigender Nutzung von Onlinemedien gewinnt der Onlinejournalismus an gesellschaftlicher Relevanz. Wenig ist freilich darüber bekannt, wer unter welchen Bedingungen journalistische Inhalte für das Netz herstellt. Mit der Studie "Onlinejournalisten in Deutschland" wurde erstmals eine Repräsentativbefragung deutscher Onlinejournalisten vorgenommen, deren erste Befunde hier vorgestellt werden.

Zunächst wurde die Grundgesamtheit der Onlinejournalisten ermittelt, die bewusst auch die Randbereiche der Profession miterfasst und drei Gruppen unterscheidet, nämlich rund 600 hauptberufliche Journalisten, deren gesamte Arbeitszeit auf Onlinemedien entfällt, zweitens gut 3600 hauptberufliche Journalisten, die teilweise für Onlinemedien arbeiten, und schließlich gut 200 nebenberufliche Journalisten, die ansonsten in anderen Berufen arbeiten und daneben für Onlinemedien tätig sind.

Basierend auf Telefoninterviews mit 461 Journalisten in 332 Redaktionen erlaubt die Studie Aussagen über berufsdemographische Merkmale, den Ausbildungshintergrund, die Tätigkeitsprofile sowie das Rollenselbstverständnis. Volontariat und Studium erweisen sich auch für Onlinejournalisten als die wichtigsten Ausbildungswege, wobei die onlinespezifischen Qualifikationen vornehmlich durch Learning-by-doing erworben wurden. Insgesamt kann ein etwas niedrigeres Qualifikationsniveau als im Journalismus allgemein konstatiert werden. In ihrem Selbstverständnis verstehen sich Onlinejournalisten vor allem als neutrale Informationsvermittler, wobei Unterschiede zwischen den einzelnen Gruppen bestehen. Bei den Tätigkeiten spielen Redigieren und Selektieren eine deutlich größere Rolle als im traditionellen Journalismus. Recherchen werden vor allem online vorgenommen, für sie steht weniger Zeit als im Journalismus allgemein zur Verfügung, mit der möglichen Folge, dass Onlinejournalisten seltener originär recherchierte thematische Akzente setzen können als ihre Kollegen aus anderen Bereichen.

MP 10/2003, S. 477-486



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