Heft 5

Angela Rühle

Sportprofile deutscher Fernsehsender 2002

Das Sportangebot im deutschen Free-TV

Sport ist neben Information und Unterhaltung der dritte wichtige Angebotskomplex im Fernsehen. 2002 nannte knapp die Hälfte der Zuschauer Sport als wichtigen Programmbestandteil. Sport verbindet auch solche Zuschauergruppen, die sonst nicht unbedingt gleiche Programminteressen haben. Das Interesse der Zuschauer unterscheidet sich in den verschiedenen Alters-, Bildungs- und Einkommensgruppen nur wenig, zwischen den Geschlechtern gibt es allerdings große Unterschiede: Für zwei Drittel der Männer, aber nur für weniger als ein Drittel der Frauen ist Sport ein wichtiges oder besonders wichtiges Programmgenre.

Das Gesamtangebot an Sport im deutschen Fernsehen war 2002 mit gut 14 000 Programmstunden im Vergleich zu 1999 stabil und füllte rund 9 Prozent der Gesamtsendezeit der untersuchten 20 Programme aus. Fünf dieser Programme boten 2002 keinen oder nur in Ausnahmefällen Sport an (ProSieben, RTL II, Kabel 1, Super RTL, VOX und 3sat), der Anteil der Sportkanäle Eurosport und DSF am Gesamtsportvolumen sank gegenüber 1999 um 3 Prozent auf gut 71 Prozent. Die Vollprogramme Das Erste, die acht Dritten Programme, ZDF, RTL und SAT.1 brachten 2002 rund 28 Prozent der Sportangebote.

Die nähere Analyse der Sportangebote fördert deutliche Unterschiede in den Sportprofilen der Sender zu Tage. Die beiden Sportkanäle berichteten erwartungsgemäß über die meisten Sportarten. Das Profil der beiden Sender blieb im Vergleich zu 1999 im Wesentlichen stabil. Eurosport legte den Schwerpunkt nach wie vor auf die Übertragung von Sportereignissen, während DSF, das seine Werbesendungen zu Lasten der Sportberichterstattung ausweitete, eher ein begleitendes Angebot aufwies. Unter den Vollprogrammen brachten das Erste und das ZDF nicht nur den höchsten Sportanteil, sie berücksichtigten auch das breiteste Spektrum an Sportarten und hatten die größte Bandbreite an Sendungsformen (Magazine, Reportagen, Dokumentationen etc.). In dieser Hinsicht wurde Kontinuität auch im Jahr 2002 gewahrt, trotz der intensiven Berücksichtigung von Olympischen Winterspielen und Fußball-Weltmeisterschaft in beiden Sendern. Die Dritten Programme legten wie zuvor ihren Schwerpunkt auf regionale Sportberichterstattung. RTL und SAT.1 berichteten über deutlich weniger Sportarten als die öffentlich-rechtlichen Sender, und die Auswahl der Sportarten zeigt eine schwerpunktmäßige Ausrichtung auf ein eher junges und männliches Publikum unter 50 Jahre. RTL brachte 2002 fast nur Formel 1, Fußball und Skispringen, bei SAT.1 dominierte Fußball mit 72 Prozent der Sportsendezeit des Senders noch stärker als 1999.

MP 5/2003, S. 216-230



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