Heft 5

Wolfgang Darschin/Camille Zubayr

Was leisten die Fernsehsender?

Publikumsurteile über die Fernsehprogramme in den Jahren 1993 bis 2002

Seit Mitte der 90er Jahre werden in Media Perspektiven Ergebnisse jährlich durchgeführter, repräsentativer Befragungen von Fernsehzuschauern über deren Meinungen zu den Leistungen der Fernsehsender publiziert. Die aktuelle Befragung vom Winter 2002 bestätigt im Vergleich mit den Ergebnissen der Vorjahre, dass die Gesamturteile der Zuschauer über die Fernsehsender inzwischen sehr stabil sind. Die beliebtesten Sender sind ARD/Das Erste, ZDF und RTL. Wird danach gefragt, welches Programm das wichtigste, am wenigsten verzichtbare ist, wird an erster Stelle die ARD/Das Erste genannt, gefolgt von RTL, dem ZDF und den Dritten Programmen.

Politisch Interessierte zeigten eine stärkere Bindung an die öffentlich-rechtlichen Sender, ARD und ZDF wird bescheinigt, am gründlichsten und sorgfältigsten zu informieren. Den Privatsendern wird in erster Linie eine Unterhaltungsfunktion zugeschrieben, wobei RTL der Sender sei, der am meisten Entspannung und Spaß biete. Die Kompetenz der öffentlich-rechtlichen Sender liegt jedoch nicht allein im Bereich der Information. Krimis, Musikshows, Familienserien und auch Fernsehfilme bei ARD und ZDF bekommen von den Zuschauern ebenfalls gute Noten. Das Programm von ARD und ZDF wird offenbar insgesamt vielfältiger wahrgenommen als das der privaten Sender.

Mithilfe multivariater Auswertungsverfahren konnten in der Untersuchung die Merkmale eindeutiger herausgearbeitet werden, die die Vorlieben der Zuschauer für bestimmte Sender erklären. Das Alter der Zuschauer ist demnach derjenige Faktor, der am ehesten die Unterschiede zwischen den Anhängern öffentlich-rechtlicher und privater Sender erklärt. Es folgen als weitere wichtige Merkmale das Geschlecht der Zuschauer und das politische Interesse. Letzteres ist auch verantwortlich für die erkennbaren Unterschiede im Sehverhalten ost- und westdeutscher Zuschauer: Ostdeutsche Zuschauer zeigen eine stärkere Skepsis gegenüber dem politischen System in Deutschland; dies wirkt sich offenbar auch in einer größeren Distanz zu den öffentlich-rechtlichen Sendern aus.

MP 5/2003, S. 206-215



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