Heft 1

Irina Fritz/Walter Klingler

Zeitbudgets und Tagesablaufverhalten in Deutschland: Die Position der Massenmedien

Ergebnisse auf Basis der ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2000

Tagesablaufstudien gewinnen für die Einschätzung des Medienverhaltens der Bevölkerung zunehmend Bedeutung, verfügbare Zeitbudgets und bestimmte Tätigkeiten stehen in engem Zusammenhang mit der Nutzung unterschiedlicher Medien. Die ARD/ZDF-Studie Massenkommunikation 2000 ist eine solche Untersuchung, mit der sich die Position der tagesaktuellen Medien im Kontext verschiedener Tätigkeiten im Haus und außer Haus, in und außerhalb der Freizeit sowie im Verlauf eines Tages beschreiben lässt.

Rund 41 Prozent des betrachteten Tageszeitbudgets der Bundesbürger zwischen 5.00 und 24.00 Uhr entfallen danach auf den Bereich Freizeit, 30 Prozent auf den Bereich Regeneration und 29 Prozent auf den Bereich Produktion, wobei sich die Relationen am Wochenende etwas verschieben. Von den insgesamt fast achteinhalb Stunden Mediennutzung pro Durchschnittstag, die für das Jahr 2000 pro Kopf der Bevölkerung ermittelt wurden, entfallen 86 Prozent auf die tagesaktuellen Medien. Dabei steht der Tag bis zum Nachmittag im Zeichen des Hörfunks, der nach 17.00 Uhr langsam vom Fernsehen abgelöst wird, das den Abend bis tief in die Nacht dominiert. Die Tageszeitung ist Morgenmedium, das Internet wird auf allerdings noch geringem Niveau über den ganzen Tag hinweg genutzt.

Während das Fernsehen sehr stark in den Bereich Freizeit/Regeneration eingebunden ist, entfallen fast 90 Prozent der Zeit, die bei Tätigkeiten der Produktion mit Medien verbracht werden, auf den Hörfunk. Dieser erweist sich als multifunktionales Medium, da er auch in Freizeit und Regeneration eine wichtige Rolle spielt und dadurch eine Alleinstellung unter den betrachteten Medien einnimmt.

Die Fernseh- wie die Tageszeitungsnutzung ist stark an die heimische Situation gebunden, Radiohören verteilt sich hälftig auf Nutzung im Haus und außer Haus. Das Internet macht dagegen im Tagesverlauf einen "Ortswandel" durch. Tagsüber wird es außer Haus - am Arbeits- oder Ausbildungsplatz - genutzt, abends ist es Zuhause-Medium.

Die Langzeitbetrachtung zeigt, dass in den vergangenen Jahrzehnten die Freizeit zwar stark gestiegen ist, die Mediennutzung in der Freizeit aber deutlich weniger zugenommen hat als die außerhalb der Freizeit. Dazu hat insbesondere die Entwicklung des Hörfunks als "allgegenwärtiger Begleiter" in unterschiedlichen Nutzungssituationen und zu fast allen Tageszeiten beigetragen.

MP 1/2003, S. 12-23



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