Heft 5

Wolfgang Darschin/Camille Zubayr

Anders oder gleich? Öffentlich-rechtliche und private Sender im Urteil der Fernsehzuschauer

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung

Auch während der Gebührendebatte, die in den letzten Monaten des Jahres 2003 besonders heftig geführt wurde, hat sich die Publikumsmeinung gegenüber den öffentlich-rechtlichen Fernsehprogrammen nicht verändert, vielmehr blieb die Akzeptanz auf hohem Niveau stabil. Dies bestätigen die Ergebnisse einer Repräsentativbefragung ("ARD-Trend 2003") mit 3 000 Personen über 14 Jahre, die im Oktober/November 2003 durchgeführt wurde. Wie in den Vorjahren blieb Das Erste das am wenigsten verzichtbare Programm der Bundesbürger, gefolgt von RTL, dem ZDF und den Dritten Programmen. Auch bei den politisch interessierten Zuschauern, von denen man annehmen kann, dass sie die Gebührendebatte aufmerksam verfolgt haben, bleibt die Wertschätzung der öffentlich-rechtlichen Programme unverändert hoch. Insgesamt werden die öffentlich-rechtlichen Fernsehangebote von nahezu der gesamten erwachsenen Bevölkerung (95 %) genutzt.

Der Hauptgrund für die hohe Akzeptanz der öffentlich-rechtlichen Fernsehsender ist nach wie vor ihre herausragende Informationsleistung. So werden dem Ersten von 78 Prozent und dem ZDF von 71 Prozent der Deutschen die Ausführlichkeit und Gründlichkeit ihrer tagesaktuellen Berichterstattung bescheinigt. Vor die Frage gestellt, bei welchem Sender sie sich zuerst informieren, stehen Das Erste mit 51 Prozent und das ZDF mit 39 Prozent unangefochten an der Spitze. Die Privatsender spielen hingegen für die Informationsvermittlung weiterhin eine geringe Rolle. Auch im Detail gelten ARD und ZDF als die besten Informationsvermittler. Dies gilt insbesondere für Nachrichten, politische Diskussionen, politische Magazine und Ratgebersendungen wie für Wirtschafts- und Wissenschaftssendungen, Dokumentationen und Kulturmagazine.

Die Akzeptanz der Privatsender wird nach wie vor von ihrer Unterhaltungsleistung getragen. So sind 53 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass RTL "Spaß und gute Laune" vermittelt; 42 bzw. 46 Prozent bescheinigen dies ProSieben und SAT.1. Eine Entspannungsfunktion wird in erster Linie RTL vor SAT.1, ProSieben und dem ZDF zugeschrieben. Allerdings differenzieren die Zuschauer nach bestimmten Unterhaltungsformaten. Während zum Beispiel die amerikanischen Filme eine Domäne der Privatsender sind, verorten die Zuschauer die besten deutschen Kino- und Fernsehfilme wie auch die besten Krimis und Krimiserien bei ARD und ZDF. Seit der Wiederaufnahme der Berichterstattung über die Fußball-Bundesliga in der Sportschau am Samstag gilt Das Erste nun wieder als das Programm mit der besten Sportberichterstattung.

MP 5/2004, S. 208-216



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