Heft 6

Horst Röper

Bewegung im Zeitungsmarkt 2004

Daten zur Konzentration der Tagespresse in der Bundesrepublik Deutschland im I. Quartal 2004

Noch hält die Krise im Zeitungsmarkt an, und die Rezession im Werbemarkt ist noch nicht überwunden. Gleichzeitig wächst die horizontale Konzentration, da viele Lokalausgaben inzwischen eingestellt wurden bzw. Verlage vollständig oder teilweise verkauft wurden (z.B. die Frankfurter Rundschau). Erst in jüngster Zeit gibt es im deutschen Zeitungsmarkt wieder neue Markteinführungen.

Der Marktanteil der fünf größten Verlagsgruppen ist im ersten Quartal 2004 gegenüber dem Vergleichsquartal im Jahr 2002 bei den Abonnementzeitungen mit 28,8 Prozent exakt gleich geblieben, während er bei den Boulevardzeitungen jetzt 95,1 Prozent beträgt gegenüber 94,6 Prozent zwei Jahre zuvor. Im Gesamtmarkt ist der Anteil der zehn auflagenstärksten Verlagsgruppen aufgrund von Auflagenverlusten bei Boulevardzeitungen (BILD, Express) sogar erstmals seit vielen Jahren leicht rückläufig und liegt bei 56,1 Prozent (2002: 56,3 %).

Bei der Axel Springer AG übernahm die Verlegerin Friede Springer die Mehrheit im Konzern, und außerdem baut Springer das Zeitungsgeschäft im Ausland aus. Die Zusammensetzung der Verlagsgruppe WAZ aus Essen blieb in den letzten beiden Jahren unverändert, wobei der Konzern in Nordrhein-Westfalen wie auch in Thüringen Auflage eingebüßt hat. Die Verlagsgruppe Stuttgarter Zeitung/Die Rheinpfalz/Südwest Presse übernahm eine weitere Lokalzeitung, und bei der Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg aus Köln soll nach Einsparungen und Verkäufen jetzt wieder expandiert werden.

Der seit Jahrzehnten expandierende Konzern des Verlegers Dirk Ippen ist zuletzt weitgehend unverändert geblieben, Gleiches gilt für die Verlagsgruppe Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Verlagsgruppe Holtzbrinck hofft für den Kauf des Berliner Verlags (Berliner Zeitung und Berliner Kurier) auf eine Deregulierung des Kartellrechts. Bei Gruner + Jahr ist der geplante weitgehende Ausstieg aus dem Zeitungsmarkt noch nicht vollzogen. Die Verlagsgesellschaft Madsack in Hannover ist u.a. durch Expansion ins Nachbarland Hessen auf den neunten Rang unter den größten Verlagsgruppen aufgestiegen, während die Verlagsgruppe Süddeutscher Verlag vom neunten auf den zehnten Rang abrutschte und durch die Werbekrise in erhebliche Schwierigkeiten geriet.

Die vom Bundeswirtschaftsminister geplante Novellierung der Presseklausel im Presserecht würde den Expansionswünschen mittlerer Verlage entgegenkommen. Der Gesetzentwurf sieht vor, dass auch wettbewerbsschädliche Übernahmen akzeptiert werden sollen, was zum Widerspruch von Bundeskartellamt und Monopolkommission führte. Um der Auflagen-Anzeigen-Spirale als dem Kernproblem für die Zeitungsvielfalt entgegenzuwirken, schlägt der Autor ein Optionsrecht für nachrangige Wettbewerber vor, um diesen die Durchsetzung einer Anzeigenkombination mit dem im Markt führenden Wettbewerber einzuräumen.

MP 6/2004, S. 268-283



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