Heft 11

Gottfried Langenstein

Digitale Zukunft und die Auswirkung auf Programmkosten

Die Sicht des ZDF

Wir befinden uns in Europa bereits mitten im Digitalen Zeitalter. In Frankreich ist der Hauptverbreitungsweg des Fernsehens nach wie vor die terrestrische Verbreitung, sodass der ab März 2005 beginnenden Digitalisierung des terrestrischen Netzes die größte Aufmerksamkeit gilt. Strittig ist dabei die Frage, ob die Vollversorgung angestrebt werden soll, oder ob die Restversorgung der letzten 10 bis 15 Prozent der Haushalte über die Bereitstellung von Satellitenschüsseln aufgefangen werden kann. In England ist die Digitalisierung des Individualempfangs bereits sehr weit fortgeschritten: Im Jahr 2004 verfügen 54 Prozent der britischen Haushalte über digitale Empfangsmöglichkeiten, wobei die Satellitenübertragung gefolgt von der terrestrischen Übertragung die Hauptrolle spielen. Um ihre Präsenz im digitalen Satellitenbereich sicherzustellen, musste die BBC einen vorderen Platz im BSkyB-Programmführer erkaufen.

In Deutschland verfügen gegenwärtig 14 Prozent der Haushalte über eine digitale Fernsehempfangsmöglichkeit. Davon sind 59 Prozent Satellitenhaushalte, knapp 40 Prozent Kabelhaushalte und 0,6 Prozent terrestrische Haushalte. Solange das Kabel nicht attraktive Zusatzdienste anbietet, wird der Zuwachs digitaler Haushalte bei den beiden anderen Empfangsmodi stattfinden. Nach dem Entwurf des neuen Rundfunkänderungsstaatsvertrags muss das ZDF in seinem Bouquet auf die Partner EURONEWS und EUROSPORT verzichten und sich auf die bestehenden Digitalkanäle ZDF.infokanal, ZDF.dokukanal und ZDF.theraterkanal beschränken.

Hinsichtlich HDTV sind die USA den europäischen Ländern voraus, nachdem es bereits in den 90er Jahren Versuche mit HDTV in Japan und Europa gegeben hatte. Inzwischen erfährt HDTV eine Renaissance, die mit dem Aufkommen von Flatscreens und dem Boom auf dem DVD-Markt zusammenhängt. Während die jüngere Generation mit interaktiven Anwendungen zu begeistern ist, wird die Mehrheit der Zuschauer auch in Zukunft nicht interaktiv fernsehen. Trotz der insgesamt großen Programmauswahl ist zu bedenken, dass die Zuschauer wie in den USA auch hierzulande nur drei bis vier Standardangebote auswählen werden, die etwa 6o Prozent Marktanteil auf sich vereinigen. Will man hier wahrgenommen werden, bedarf es einer Schärfung des Profils der Kanäle. Wie das Beispiel der BBC zeigt, wird die Frage des Zugangs und der Abbildung auf digitalen Programmführern die Schlüsselfrage für die Gestaltung der Medienmärkte und den Programmerfolg sein.

MP 11/2004, S. 519-523



Zurück zur Übersicht