Heft 11

Jörg Schönenborn

Digitale Zukunft und die Auswirkung auf Programmkosten

Die Sicht der ARD

Bei der Digitalisierung der Übertragungswege sind vier Entwicklungslinien zu unterscheiden: die Programmvermehrung (550 Programme sind über Satellit technisch zu empfangen), die Veränderung der Verbreitungswege (z.B. über DVB-T), die Digitalisierung der Produktion (mit Folgen für Produktionsformen und redaktionelle Arbeitsabläufe) und die Interaktivität als Zukunftsperspektive. In Bezug auf die Programmvermehrung ist die ARD auf ihr Digitalbouquet mit drei digitalen Zusatzkanälen beschränkt. Das ARD-Digitalkonzept "Vernetzen statt Versparten" wurde erfolgreich umgesetzt, indem die vielfältigen Programmleistungen der ARD zusammengefasst und mit den drei Kanälen EinsMuXx (zeitversetzte Ausstrahlung der Sendungen des Ersten), EinsExtra (informationsorientiertes Programm) und EinsFestival (Fiction und Musik) ergänzt wurden. ARD Digital fungiert als Versuchsplattform, die sich zum Beispiel bei den Olympischen Sommerspielen mit den Kanälen Athen 1 bis 4 erfolgreich präsentierte.

Strategische Vorteile der privaten Konkurrenz ergeben sich durch die dortige Familienbildung. So hat RTL im Rahmen seiner redaktionellen und technischen Zusammenarbeit mit dem Nachrichtensender n-tv nicht nur Synergien gewonnen, sondern ein konzerneigener Nachrichtenkanal hat auch einen strategischen Vorteil bei der schnellen Übertragung aktueller Ereignisse.

Die digitale Verbreitung erschließt neues Publikum, und der Verbreitungsweg verändert das Angebot für die Zuschauer. So können zum Beispiel regionale Programmangebote besser verbreitet werden. Zukünftig wird auch eine mobile Fernsehnutzung durch DVB-T möglich sein. Die Rückwirkungen auf die gesamte Produktionskette sind enorm. Bei fiktionalen und nonfiktionalen Programmen sind schon heute das Herstellungsformat und die Bildqualität wichtige Kriterien für die internationale Vermarktung. Auch hier dient ARD Digital als Erprobungsfeld.

Die technischen Grundvoraussetzungen für Interaktivität werden gegenwärtig mit dem MHP-Standard geschaffen. Eine Einigung über Deutschland hinaus ist erforderlich, damit sich interaktives Fernsehen entwickeln kann. Interaktive Angebote im ARD-Digitalbouquet sind bereits vorhanden, während die Nutzung von MHP als Rückkanal noch am Anfang steht. 
 

MP 11/2004, S. 513-518



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