Heft 1

Sascha Blödorn/Maria Gerhards

Informationsverhalten der Deutschen

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung

Der Beitrag stellt Ergebnisse einer Repräsentativbefragung zum Informationsverhalten der Deutschen vor, die Ende 2002 im Auftrag des SWR durchgeführt wurde. Danach sind 95 Prozent aller Bundesbürger zumindest etwas an tagesaktuellen Informationen über das Geschehen in Deutschland und der Welt interessiert.

Ziel der Untersuchung war es, das Informationsverhalten verschiedener nach Soziodemographie und Lebensstilmilieus unterschiedlicher Gruppen in Bezug auf die genutzten Medien Fernsehen, Radio, Tageszeitung, Teletext und Internet zu beleuchten, und zwar für Durchschnittstage wie für Tage mit besonderer Nachrichtenlage (z.B. Bundestagswahl).

In der Studie geben 95 Prozent der Befragten an, sich an normalen Werktagen täglich im Fernsehen zu informieren, 81 Prozent nutzen dafür täglich das Radio und 62 Prozent die Zeitung. 8 Prozent nennen Teletext und 26 Prozent das Internet, das sich vor allem als Medium der Jüngeren erweist. Bei besonderer Nachrichtenlage steigt die Reichweite des Fernsehens noch leicht an, und in seinem Kontext gewinnt auch Teletext deutlich hinzu. Die Reichweite von Radio und Internet nimmt zwar zugunsten des Fernsehens leicht ab, alle drei Medien werden jedoch erheblich häufiger genutzt. Das "langsamere" Medium Tageszeitung verliert naturgemäß in einer solchen Situation.

Bei den Nutzungsmotiven erzielen alle fünf Medien hohe Zustimmung beim Statement "weil ich mich informieren möchte". Beim "Mitreden können" erzielt die Tageszeitung die höchsten Werte, ebenso bei den Statements "im Alltag zurechtfinden" und - hier gefolgt vom Internet - "Denkanstöße bekommen". Bei den Nutzungsmotiven zeigen sich insgesamt deutliche Zielgruppensegmentierungen.

Bei allen vier abgefragten Informationsimages - informativ, aktuell, glaubwürdig, anspruchsvoll - rangiert das Fernsehen vorn. Die Jüngeren setzen allerdings das Internet auf Platz 1. In Bezug auf die Informationskompetenzen schneidet das Fernsehen bei aktuellen Ereignissen aus Deutschland und der Welt sowohl im Hinblick auf Aktualität als auch auf Hintergrundberichterstattung am besten ab. Hörfunk und Tageszeitung lassen das Fernsehen dagegen bei regionalen Belangen deutlich hinter sich. Sowohl nach Altersgruppen als auch nach jungen und älteren Milieus zeigt sich jedoch eine Verlagerung der Informationskompetenz von den klassischen Medien hin zum Internet. Das Internet bringt insgesamt neue Dynamik in bisher stabile Strukturen der Informationsnutzung.

MP 1/2004, S. 2-14



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