Heft 8

Maria Gerhards/Annette Mende

Offliner 2004: Anpassungsdruck steigt, Zugangsbarrieren bleiben bestehen

ARD/ZDF-Offline-Studie 2004

Ein großer Teil der Bevölkerung in Deutschland ist weiterhin ohne Internetzugang. Diese sog. Offliner repräsentieren nach den aktuellen Ergebnissen der ARD/ZDF-Offline-Studie 2004 noch 44,7 Prozent der Bevölkerung, das heißt 28,8 Millionen Personen ab 14 Jahre. Es handelt sich vor allem um die älteren Generationen ab 60 Jahre und hier insbesondere um Rentner bzw. Nicht-Berufstätige. Zwar stehen diese dem Internet grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber, und sie erkennen das Internet grundsätzlich als weiteres Medium an. Zugleich haben sich aber die Vorbehalte gegenüber dem Internet - begründet zum Beispiel mit Nutzergefährdungen wie Suchtgefahr und Pornografie - weiter verstärkt.

Für die Offliner gibt es scheinbar immer weniger Impulse und Anreize, sich aktiv der Onlinewelt anzuschließen. Hauptausschlaggebend für die Onlineabstinenz ist, dass ein Computer weder beruflich noch privat gebraucht wird und man sich nicht vorstellen kann, wozu man zu Hause einen Computer benötigt. Außerdem reiche das Angebot der klassischen Medien aus. Die Offliner nehmen in ihrer eigenen Lebenswelt die Entkoppelung von einem universalen Informations- und Kommunikationsmedium bewusst in Kauf, offenbar ohne ein Gefühl von Defiziten zu empfinden oder eine direkte Benachteiligung oder gar Ausgrenzung zu befürchten.

Die Minderheit der Offliner, die vorhat, sich einen Computer anzuschaffen, begründet dies mit dem Motiv, dass man "heutzutage einfach einen Computer braucht", sie folgt dem gesellschaftlichen Anpassungsdruck. Ebenso hat bei den Offlinern das Argument an Bedeutung gewonnen, das Internet "gehöre heute einfach dazu".

Die Offliner dürften inzwischen nicht mehr nur als ein temporäres gesellschaftliches Phänomen zu betrachten sein. Auch der Abbau der Zugangsbarrieren für den Einstieg in das Netz wie hohe Komplexität und fehlende Nutzungsroutinen, hohe Kosten und geringe Verständlichkeit scheint keine wesentlichen Wachstumsimpulse mehr zu versprechen. Für viele Offliner werden die Zugangsbarrieren zum Internet nicht überwindbar sein, insbesondere nicht für die Personen, die alt sind, über ein geringes Einkommen verfügen bzw. formal gering gebildet sind.

MP 8/2004, S. 371-385



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