Heft 12

Stefan Geese/Camille Zubayr/Heinz Gerhard

Berichterstattung zur Bundestagswahl 2005 aus Sicht der Zuschauer

Ergebnisse einer Repräsentativbefragung und der GfK-Fernsehforschung

Wie bereits bei den vorangegangenen Bundestagswahlen führten ARD und ZDF auch im Jahr 2005 eine Repräsentativbefragung zur Nutzung und Bewertung der Wahlberichterstattung im deutschen Fernsehen durch. Das forsa-Institut, Berlin, befragte dazu 1 200 Wahlberechtigte, welche Medien sie nutzten, um sich über die Wahlalternativen zu informieren. Speziell wurde auch nach der Beurteilung der Wahlinformation im Fernsehen gefragt: Welche Sender informierten am besten, welche Sendungen kamen am besten an? Neben den Befragungsdaten wurden auch Ergebnisse der GfK-Fernsehforschung zur Analyse herangezogen.

Die Wahlberichterstattung im Fernsehen erreichte 2005 eine große Mehrheit der wahlberechtigten Bevölkerung: Beinahe vier von fünf Wahlberechtigten haben mindestens eine der Sondersendungen zur Bundestagswahl im Fernsehen gesehen. Über 70 Prozent sahen mindestens einmal die Berichterstattung in ARD oder ZDF, bei den Privatsendern RTL oder SAT.1 waren es ca. 26 Prozent. Gut die Hälfte der Wahlbevölkerung nutzte ausschließlich ARD und ZDF für ihre Wahlinformation im Fernsehen. Ein Grund hierfür war auch das gegenüber der letzten Bundestagswahl im Jahr 2002 stark verringerte Angebot an Wahlsondersendungen bei RTL und SAT.1.

Das so genannte TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel wurde von 21 Millionen Zuschauern gesehen und war damit die erfolgreichste Fernsehsendung im Wahlkampf. Allerdings erhielten Reportagen und Dokumentationen, Interviews und Diskussionssendungen bessere Bewertungen von den Zuschauern als das TV-Duell. Insgesamt erhielten die Sendungen von ARD und ZDF von den Zuschauern die besten Noten für ihre Wahlberichterstattung: Drei Viertel gaben ARD und ZDF die Bestnoten "sehr gut" oder "gut" (ARD: 79 %, ZDF 77 %). Bei RTL betrug dieser Wert 43 Prozent, bei SAT.1 nur 31 Prozent. Als wichtigste Faktoren für die positive Bewertung von ARD und ZDF erwiesen sich die Seriosität, Glaubwürdigkeit, Fairness und Verständlichkeit ihrer Berichterstattung. Kritische Töne bezogen sich unter anderem auf die Fokussierung auf Spitzenkandidaten sowie zu geringe Information über die Wahlprogramme der Parteien.

Die politische Orientierung der Befragten hatte kaum einen Einfluss auf die Beurteilung der Wahlinformation im Fernsehen. Sowohl Anhänger der Regierung als auch der Opposition bewerteten die Berichterstattung von ARD und ZDF ähnlich positiv. Allen Sendern wurde eine Ausgewogenheit der Berichterstattung bescheinigt.

MP 12/2005, S. 613-626



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