Heft 1

Christoph Kochhan/Denise Haddad/Ursula Dehm

Bücher und Lesen als Freizeitaktivität

Unterschiedliches Leseverhalten im Kontext von Fernsehgewohnheiten

Die Lesefähigkeit wird als unabdingbare Voraussetzung zur wirkungsvollen Teilnahme an der modernen Informations- und Mediengesellschaft gesehen. Die Schere zwischen "Informationsreichen" und "Informationsarmen" scheint jedoch weiter auseinander zu gehen. Die Position des Mediums Buch ist in diesem Zusammenhang unsicherer geworden. Eine Repräsentativbefragung von 1 246 Personen über 14 Jahren ging der Lesetätigkeit der deutschen Bevölkerung nach, fragte nach Lesehäufigkeit, Genrepräferenzen und der Orientierung im Bücherangebot. Ein wichtiger Aspekt der Untersuchung war außerdem das Verhältnis zwischen Lesen und Fernsehen.

Den Antworten der Befragten zufolge liest ein Viertel der Deutschen täglich oder fast täglich, darunter vor allem Frauen und Menschen in den mittleren Jahrgängen. Auch die jüngeren Altersgruppen greifen in der Freizeit relativ häufig zum Buch (14-19-Jährige: 24 % täglich/fast täglich; 20-29-Jährige: 23 % täglich/fast täglich). Männer und ältere Menschen zeigten eine unterdurchnittliche Lesehäufigkeit.

Fernsehkonsum und Leseintensität beeinflussen einander: Je umfangreicher der Fernsehkonsum, desto geringer der Buchkonsum. Allerdings zeigen sich bei genauerer Betrachtung größere Unterschiede. Regelmäßige Nutzer öffentlich-rechtlicher Programme lesen häufiger, dies gilt gerade auch in der jüngsten Befragtengruppe. Auch eine höhere formale Schulbildung korrespondiert mit intensiverem Lesen. Im Schnitt lesen die Deutschen 2,5 Bücher pro Monat. Bei der Wahl der Buchlektüre spielen unter anderem Empfehlungen von Freunden und Verwandten eine Rolle, aber auch Buchbesprechungen in der Presse. Ein Drittel der Befragten lässt sich durch Literatursendungen im Fernsehen auf Bücher aufmerksam machen. Dies gilt wiederum deutlich mehr für Seher öffentlich-rechtlicher Programme (39 %) als für Nutzer, die bevorzugt private Programme anschauen (27 %).

Die Verknüpfung von Fernsehen und Buch geht jedoch noch darüber hinaus. Buchverfilmungen und Buchveröffentlichungen im Zusammenhang mit Ratgebersendungen sind zwei Beispiele außerhalb des Genres der Literatursendung. Deutlich wird aus der Studie, dass die Affinität zum Lesen vor allem unter den jüngeren Altersgruppen geweckt werden muss, um dem Buch den Stellenwert in der Gesellschaft zu erhalten.

MP 1/2005, S. 23-32



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