Heft 5

Gabriele Melischek/Josef Seethaler/Katja Skodacsek

Der österreichische Zeitungsmarkt 2004: hoch konzentriert

Strukturen, Marktpotenziale, Anbieterkonzentration

Der österreichische Zeitungsmarkt befindet sich in einer Umbruchsituation und ist durch eine hohe wirtschaftliche wie auch publizistische Konzentration gekennzeichnet. Nach den Ergebnissen einer Zeitungsstichtagserhebung und weiteren Aktualisierungen gibt es in Österreich 16 Verlage als Herausgeber von Zeitungen, die in 88 Ausgaben erscheinen. Diese lassen sich zu zwölf wirtschaftlichen Einheiten bzw. zu 13 Publizistischen Einheiten zusammenfassen, wobei bisher nur sechs Verlage ihre wirtschaftliche Eigenständigkeit behauptet haben. Die Zahl der Publizistischen Einheiten im österreichischen Tageszeitungsmarkt ist seit Jahren rückläufig, die wirtschaftliche Konzentration steigt immer weiter an und damit auch die Meinungsmacht der größten Akteure. Hinzu kommt eine hohe Anbieterkonzentration auf den meisten regionalen Märkten.

Die Hauptursache für die hohe Konzentration liegt an der im Jahre 1988 unter deutscher Beteiligung erfolgten Gründung der Mediaprint als für Druck, Vertrieb und Anzeigenaquisition zuständige Tochterfirma der Verlage der "Kronen-Zeitung" und des "Kurier". Der Zeitungsmarktanteil dieses Konzerns, der nach dem ORF das zweitgrößte österreichische Medienunternehmen ist, beträgt fast 57 Prozent, und auch der Druckmarkt wird von Mediaprint dominiert. Bezeichnend für den österreichischen Zeitungsmarkt ist außerdem das hohe Engagement ausländischer Unternehmen: 33 Prozent des österreichischen Tageszeitungsmarkts werden von deutschen, schwedischen und italienischen Firmen kontrolliert. So ist die WAZ an der Kronen-Zeitung und am Kurier beteiligt, die Süddeutsche Zeitung kooperiert mit dem Standard.

Der Anteil der Tageszeitungen am Werbemarkt in Österreich hat trotz absolutem Zuwachs sein niedrigstes Niveau erreicht. Als Ursache hierfür kann gelten, dass die Tageszeitung auf regionalen und lokalen Werbemärkten von mehreren Seiten unter Druck gerät, nämlich von den regionalen Wochenzeitungen wie auch von Hörfunk- und Fernsehangeboten sowie von den Direct Mails im Onlinebereich. Darüber hinaus zeigt die Entwicklung auf dem Lesermarkt, dass die Zeitung, wie in anderen Ländern auch, in Österreich zunehmend zu einem Medium der "Generation 50+" wird, während sie in den Altersgruppen zwischen 14 und 49 Jahren an Reichweite verliert.

MP 5/2005, S. 243-252



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