Eurofiction 2003: Deutlicher Angebotsrückgang
Erstausgestrahlte einheimische fiktionale Fernsehproduktionen in Deutschland: Angebotsstruktur und Nutzung
Nachdem der Rückgang der Werbung bei den Fernsehsendern bereits 2001 zu deutlichen Einnahmeausfällen geführt hatte, machte sich dies erstmals im Jahr 2003 bei den erstausgestrahlten Fictionsendungen bemerkbar. Die Studie Eurofiction, die seit acht Jahren im Forschungsverbund von Teams in Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien und Spanien durchgeführt wird, belegt in ihrer aktuellen Vollerhebung, dass in allen untersuchten Ländern im Jahr 2003 weniger neue Fictionproduktionen im Programm waren als noch im Jahr zuvor. Neben der wirtschaftlichen Krise werden als weitere Faktoren des Angebotsrückgangs der Boom an Reality-Formaten, aber auch eine gewisse kreative Stagnation im Bereich Fiction angesehen.
Die Studie Eurofiction weist im Einzelnen aus, dass 2003 die Zahl der ausgestrahlten Produktionen um 46 (oder 12 %) zurückging, die Zahl der Einzelsendungen um 173 (oder 6 %) und die Gesamtsendelänge der erstausgestrahlten Fictionproduktionen um 145 (oder 8 %). Die Abnahme betraf sowohl öffentlich-rechtliche als auch private Sender. Bei den "großen" Sendern war es SAT.1, der 48 Sendestunden (oder 22 %) weniger einheimische, erstaugestrahlte Fiction im Programm hatte als ein Jahr zuvor, im öffentlich-rechtlichen Sektor waren vor allem die kleineren Sender (Dritte, Ki.Ka, Arte, 3sat) betroffen. Insgesamt sind es allerdings wie in den Jahren zuvor die öffentlich-rechtlichen Sender, die die meisten erstausgestrahlten Fictionproduktionen zeigen, die ARD/Das Erste ist führend mit 100 Produktionen oder 580 Sendestunden, gefolgt von RTL mit 367 Sendestunden.
Im internationalen Vergleich belegt Deutschland trotz des Rückgangs weiterhin den ersten Platz unter den fünf untersuchten Ländern, sowohl in Bezug auf die Zahl der Produktionen als auch bei der Sendelänge und der Zahl der Einzelsendungen. Während Frankreich bei der Zahl der Produktionen auf Platz 2 liegt, ist es bei der Zahl der Einzelsendungen und der Sendestunden Großbritannien. Auffallend ist für alle Länder der Rückgang bei den Koproduktionen: Allenfalls in Deutschland und Frankreich spielen Kooperationen mit ausländischen Partnern noch eine gewisse Rolle, dies aber vor allem wegen der kulturellen und sprachlichen Nähe zu einigen Nachbarländern. "Echte" internationale Koproduktionen, die die Grenzen des Sprach- und Kulturraums überschreiten, sind höchst selten geworden.
MP 1/2005, S. 14-22
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