Heft 4

Kirsten Matheus/Rolf Morich/Will Specks

Marktchancen von DAB und DVB-T

Ein Lagebericht zu den digitalen terrestrischen Rundfunkübertragungstechnologien

Der Artikel beschreibt die Marktzusammenhänge von Rundfunkverbreitungstechnologien im Allgemeinen und die Marktsituationen der Technologien DAB und DVB-T im Besonderen. Der Forschungsbericht entstand im Auftrag der Automobilindustrie, seine Befunde haben aber darüber hinaus allgemeine Bedeutung.

Bei DVB-T in Deutschland wurde der Markt durch die Kombination von Zwang durch Abschaltung der analogen Sendeanlagen und gleichzeitigem Mehrwert durch Verdopplung der Programmanzahl (oder günstigerem Preis bei akzeptablem Angebot gegenüber Kabel) angeregt.

DAB wurde in Großbritannien durch die Schaffung eines sichtbaren Mehrwerts - der Verdopplung der Programmanzahl - ebenfalls erfolgreich am Markt eingeführt. Im Gegensatz zu DVB-T in Deutschland, wo die zusätzlichen, terrestrischen Programme bereits über Kabel und Satellit verbreitet wurden, wurden in Großbritannien auch viele Programme mit neuen Inhalten entwickelt, die nur über DAB zu empfangen sind.

Bei DAB in Deutschland sieht die Situation anders aus. Die Sendeleistung ist zu gering, um die Masse erreichen zu können, DAB ist hierzulande stark auf den Empfang in - technisch aufwändigen und damit teuren - Autoradios ausgerichtet. Es gibt auch keine wirkliche Programmerweiterung, geschweige denn einen Zwang, die Technologie zu verwenden. Unter diesen Voraussetzungen kann sich die Technologie nicht durchsetzen; "digital" ist nichts, was einen Markt von alleine entstehen läst.

Nach Ansicht der Autoren fehlt es in Deutschland an einer kollektiven Motivation aller Beteiligten. Diese Motivation ist aber die Basis, aus der sich alle anderen Aktivitäten ergeben. Die Autoren listen eine Reihe von Aspekten auf, die auch in Deutschland die Digitalisierung des Hörfunks motivieren können.

Die Automobilindustrie ist durchaus daran interessiert, eine Technologie wie DAB ins Fahrzeug zu bringen, da DAB neue Dienste und Hörfunkprogramme in besserer Qualität im Fahrzeug ermöglicht. Sie kann aber auf Marktentwicklungen bei DAB nur reagieren, nicht sie herbeiführen. Sie ist bei DAB nur einer von vielen Teilnehmern der Wirkungskette. Die Koordination dieser Teilnehmer ist notwendig - in der Motivation, in der Schaffung eines sichtbaren Mehrwerts und im weiteren Vorgehen. Wenn dieser Mehrwert vorhanden ist, wird der digitale Hörfunk auch in Deutschland erfolgreich sein.

MP 4/2005, S. 142-151



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