Heft 8

Birgit van Eimeren/Beate Frees

Nach dem Boom: Größter Zuwachs in internetfernen Gruppen

ARD/ZDF-Online-Studie 2005

Fast 58 Prozent der Deutschen ab 14 Jahre sind 2005 online, dies ist Zuwachs von 5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit liegt die Steigerungsrate nach 2004 zum zweiten Mal im einstelligen Bereich, nachdem zuvor jahrelang hohe zweistellige Zuwächse zu verzeichnen waren. Es deutet sich also eine Sättigung an. Die neueste ARD/ZDF-Online-Studie weist ferner eine Angleichung der Internetverbreitung in Ost- und Westdeutschland aus, mit 55 Prozent Onlinern haben die Ostdeutschen fast zu den Westdeutschen aufgeschlossen (58,7 %). Insgesamt wurden 2005 die größten Zuwächse erstmals in eher onlineabstinenten Gruppen erzielt (Ältere, formal niedriger Gebildete und Nicht-Berufstätige). Hier liegen auch die wichtigsten Wachstumspotenziale für die nächsten Jahre, wobei die Studie davon ausgeht, dass ein Viertel bis ein Drittel der Bevölkerung das Internet aus verschiedenen Gründen in den nächsten Jahren nicht nutzen wird.

Wie gehen die Nutzer mit dem Internet um? Standen noch bis vor wenigen Jahren Information und Kommunikation im Mittelpunkt der Onlinenutzung, hat sich das Anwendungsspektrum inzwischen erheblich gewandelt. Das Internet ist für viele inzwischen zum Shoppingcenter und -- vor allem für Jugendliche -- zur Unterhaltungsbörse geworden. 2005 ist die Nutzung, aber auch die Nutzungsintensität aller drei Säulen des Internets (Kommunikation, Informationspool und Shoppingcenter) leicht angestiegen. Bei der Informationssuche zeigen sich unterschiedliche Herangehensweisen. Zugenommen haben auch die Abonnements von Newslettern und Newstickern, die den Nutzer von aktiver Informationssuche entlasten können zugunsten einer eher passiv zu konsumierenden Informationsbereitstellung.

Die Zahlungsbereitschaft für kostenpflichtige Inhalte ist 2005 weiter gesunken. Ein knappes Fünftel der Onliner hat 2005 bezahlte Internetinhalte genutzt. Unter den kostenpflichtigen Angeboten verzeichnet allerdings der Abruf von Musikdateien einen großen Zuwachs. Auf die mobile Nutzung des Internets mittels Handy, PDA oder Laptop hat ein knappes Fünftel bereits zurückgegriffen. Unter den multimedialen Anwendungen rangiert der Abruf von Audiodateien deutlich vor dem Abruf von Videodateien und der Radionutzung im Internet.

Der Hypothese, das Internet würde zu einer Verdrängung der klassischen tagesaktuellen Medien Fernsehen, Radio und Tageszeitung führen, stehen auch in diesem Jahr die Befunde der ARD/ZDF-Online-Studie entgegen, denn die Nutzung dieser Medien ist unter den Internetanwendern in den letzten Jahren relativ konstant.

MP 8/2005, S. 362-379



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