Heft 12

Udo Michael Krüger/Karl H. Müller-Sachse/Thomas Zapf-Schramm

Thematisierung der Bundestagswahl 2005 im öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehen

Ergebnisse des ARD/ZDF-Wahlmonitors

Die überraschende Ankündigung von Bundestagswahlen nach der für die SPD verlorenen Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen im Mai 2005 führte zu einer intensiven Wahlthematisierung im deutschen Fernsehen über einen Zeitraum von fast vier Monaten. Das Institut für empirische Medienforschung, IFEM, Köln, erfasste und analysierte die wahlrelevanten Informationssendungen in den beiden öffentlich-rechtlichen Hauptprogrammen ARD/Das Erste und ZDF sowie der Privatsender RTL und SAT.1 zwischen dem 23. Mai und 19. September, dem Tag nach der Bundestagswahl. Berücksichtigt wurden die politikrelevanten Sendungen im Haupt- und Spätabendprogramm. Insgesamt wurden rund 1 000 Sendungen erfasst und daraus 10 000 Sendeminuten mit Wahlbezug untersucht.

Vom Gesamtangebot an Wahlinformation in den vier Programmen stammten 83 Prozent von ARD/Das Erste und ZDF. Die Privatsender boten im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2002 in deutlich geringerem Umfang Wahlberichterstattung an. In Bezug auf die Sendungstypen zeigte sich bei ARD und ZDF eine größere Vielfalt: Neben den Nachrichten trugen vor allem Gesprächsformate und Politikmagazine zum größeren Umfang der Wahlinformation bei den Öffentlich-rechtlichen bei.

Zwei Drittel der Wahlinformation beschäftigten sich mit dem Wahlkampf selbst, den parteiinternen Aktivitäten, Personaldiskussionen und Ereignissen im Verlauf des Wahlkampfs. Bei den Sachthemen, die in der Berichterstattung intensiver behandelt wurden, standen Steuern sowie Arbeit und Soziales an oberster Stelle. Eine besondere Rolle in der Wahlberichterstattung spielten dieses Mal auch die Umfragen: An 39 Tagen berichteten die Nachrichtensendungen der vier Sender in insgesamt 57 Beiträgen über Umfrageergebnisse. Ein weiteres Merkmal der Wahlberichterstattung 2005 waren die Auftritte prominenter Journalisten in begleitenden und kommentierenden Rollen unter anderem in Talksendungen und in den Rahmensendungen zum TV-Duell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel.

Die großen Parteien SPD und CDU/CSU waren etwa gleich stark in den Informationssendungen präsent, ihre Kandidaten erhielten ausgewogene Selbstdarstellungschancen.

MP 12/2005, S. 598-612



Zurück zur Übersicht