Heft 7

Udo Michael Krüger

Themenprofile deutscher Fernsehnachrichten

Halbjahresbilanz 2005 des InfoMonitors

Nachrichten stehen im Mittelpunkt des Fernsehprogramms, wenn es um die Information und Orientierung über aktuelle Ereignisse und Hintergründe geht. Seit Januar 2005 ergänzt der "InfoMonitor" als tägliche Nachrichtenbeobachtung die bereits seit vielen Jahren eingeführte Programmanalyse im Auftrag der ARD/ZDF-Medienkommission. Untersucht werden die zentralen Hauptnachrichtensendungen im deutschen Fernsehen: "Tagesschau" (20.00 Uhr) im Ersten, "heute" (19.00 Uhr) im ZDF, "RTL aktuell" (18.45 Uhr), "SAT.1 News" (18.30 Uhr), sowie die beiden öffentlich-rechtlichen Nachrichtenmagazine "Tagesthemen" und "heute-journal".

Auf Basis der Daten aus dem Zeitraum Januar bis Juni 2005 zeigt sich folgende Themenstruktur: Bei ARD und ZDF steht die Politikberichterstattung klar an erster Stelle, sie macht bei der "Tagesschau" 51 Prozent (rund 8 Minuten pro Ausgabe) und bei "heute" 38 Prozent (8 Minuten) der Gesamtsendezeit aus. "RTL aktuell" und "SAT.1 News" berichten mit 21 Prozent (4 Minuten) bzw. 24 Prozent (4 Minuten) erheblich weniger über politische Themen. Gleichzeitig rücken die beiden privaten Nachrichtensendungen andere Themen stärker in den Vordergrund, insbesondere solche aus den Bereichen Human Interest/Buntes und Kriminalität.

Bei den so genannten Topthemen, den zehn am häufigsten berichteten Themen eines Monats, zeigen sich große Übereinstimmungen zwischen den untersuchten Sendungen bei besonderen Ereignissen wie etwa der Tsunami-Katastrophe oder dem Tod des Papstes. Unterschiede gibt es unter anderem bei Themen aus dem Bereich internationale Politik, die bei ARD und ZDF deutlich stärker berücksichtigt werden, oder den nicht-politischen Themen, die häufiger bei RTL und SAT.1 einen Platz unter den ersten Zehn erhalten.

Eine vertiefende Analyse zeigt eine deutlich stärkere Berücksichtigung zentraler politischer Themen bei den Öffentlich-rechtlichen als bei den Privaten: So berichten ARD und ZDF in ihren Hauptnachrichten nicht nur umfangreicher, sondern auch kontinuierlicher über die EU als die Nachrichten auf RTL und SAT.1. Das Fallbeispiel der Berichterstattung über den Mord am Münchner Modezar Rudolph Moshammer illustriert, dass die Privatsender erkennbar eine Nachrichtenstrategie verfolgen, die auf Zuschauerbindung durch eher "weiche" Nachrichtenthemen setzt.

MP 7/2005, S. 302-319



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