Heft 6

Beate Frees/Martin Fisch/Alexander Ebbes

'Usertracking': Nutzungspfade im Webangebot

Anwendung eines Instruments der Onlineforschung im Rundfunkbereich

Jedes im Internet präsente Unternehmen muss ein Interesse daran haben, dass sein Onlineangebot den Bedürfnissen und Gewohnheiten seiner Nutzer entspricht. Dies gilt für die programmbegleitenden Angebote eines Fernsehsenders nicht weniger als für andere Branchen. Eine kontinuierliche Optimierung des Onlineangebots kann jedoch nur auf Basis möglichst genauer und aktueller Kenntnis des Nutzerverhaltens erfolgen. Wie lassen sich Nutzung und Nutzerverhalten von Websites so ermitteln, dass sie aktuell und detailliert für die spezifischen Bedürfnisse eines Fernsehsenders Hinweise für die konkrete Arbeit der Onlineredaktionen geben? Mit einem Prototyp des sogenannten Usertracking wurde beim ZDF versucht, den anonymen User bei seinen Nutzungsgewohnheiten zu beobachten.

Grundsätzlich lassen sich Daten zur Akzeptanz von Onlineangeboten auf Seiten des Servers (dem Anbieter eines Webangebotes) und auf Seiten des Users (dem Internetnutzer) gewinnen. Userzentriert sind beispielsweise Panelansätze wie Nielsen/Net Ratings oder Repräsentativbefragungen wie die ARD/ZDF-Online-Studie; sie liefern auch soziodemographische Daten. Usertracking ist dagegen ein serverzentriertes Verfahren, das das so genannte Logfile eines Websitebetreibers als Analysegrundlage verwendet.

Das Usertracking versucht, die anonymen, aus Logfiles gewonnenen Daten zu sinnvollen Nutzungstypen zusammenzuführen. Die Basis für das Usertracking ist der Visit (Besuch) einer Website, dessen Einstiegs- und Ausstiegsseite markiert werden. Wie am Beispiel der ZDF-Telenovela "Bianca" ausgeführt wird, kann mit dem Usertracking-Verfahren festgestellt werden, ob der Besucher auf der Startseite oder direkt auf der programmbegleitenden Seite beginnt. Weitere Kennzahlen sind die Anzahl der Übergänge zwischen zwei Seiten oder die Verweildauer einer Seite oder eines Besuchs, ferner Hinweise über die Positionierung von Teasern oder die Verlinkung von Sendungsangeboten. Darüber hinaus lassen sich alle Kennzahlen für einzelne Tage oder auch Stunden darstellen, um Trends oder auch crossmediale Effekte (zwischen Fernsehen und Internetangebot) zu beobachten.

MP 6/2005, S. 284-289



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