Heft 1

Miriam Tebert/Christine Gierse

Ein Qualitäts-Controlling für Das Erste

Ergebnisse eines Pilotprojekts

"Quote" kann für öffentlich-rechtliche Fernsehanbieter als Kriterium der Programmgestaltung niemals ausreichen. Vielmehr geht es bei der Umsetzung ihres Programmauftrags um die Balance von Qualität und Akzeptanz. Was aber macht Programmqualität aus? Welche Ziele setzen sich öffentlich-rechtliche Fernsehmacher? Werden diese Ziele erreicht? Wie sehen die Zuschauer das Programm und welche Erwartungen haben sie?

Beantwortet werden können diese Fragen zur Programmqualität nur durch ein systematisches, kontinuierliches Verfahren, das zu messbaren Qualitätskriterien führt. Innerhalb der ARD haben bereits mehrere Anstalten ein standardisiertes Verfahren eingeführt. Im Rahmen eines Pilotprojektes wurde nunmehr ein Instrument zur Erfassung der Programmqualität für die Sendungen im Ersten getestet. Untersucht wurden im Rahmen des Pilotprojektes drei Sendeplätze: "Plusminus" (Dienstag, 21.55 Uhr), Kulturmagazine (Sonntag, 23.00 Uhr) und Politikmagazine (Donnerstag, 21.45 Uhr).

Das Controlling-Konzept sieht vor, zunächst in Zielvereinbarungsgesprächen allgemeine und sendungsspezifische Qualitätskriterien für jeden einzelnen Sendeplatz festzulegen, durch Analyse der Marktanteilsentwicklung und der Konkurrenzprogramme realistische Akzeptanzziele zu entwickeln, Kriterien für
Themenwahl, Moderation, Gestaltung und Design zu beschließen und schließlich Qualitätsziele für den Beitrag der Sendeplätze zur Reputation des Ersten zu definieren. Beim Akzeptanz-Controlling zeigt sich, dass der quantitative Erfolg einer Sendung nicht nur von sendungsspezifischen Faktoren, sondern stark von externen Faktoren (vorher laufendes Programm, Audience Flow, Programmierung in konkurrierenden Sendern) abhängig ist und Akzeptanz deshalb niemals als Indikator für Qualität ausreichen kann.

Die Qualitätsziele wurden durch eine Zuschauerbefragung überprüft. Zu jedem der drei untersuchten Sendeplätze wurden zwischen April und Juni 2005 zuvor rekrutierte Zuschauer jeweils direkt im Anschluss an die Sendung telefonisch befragt. So konnte die Zustimmung der Zuschauer zu den Qualitätskriterien erfasst und Qualitätsprofile für jeden Sendeplatz erstellt werden, die wiederum Hinweise für die weitere Optimierung geben.

MP 1/2006, S. 23-31



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