Heft 1

Ulrich Pätzold/Horst Röper

Fernsehproduktionsmarkt Deutschland 2003 und 2004

Fortschreibung der FORMATT-Studie über Konzentration und regionale Schwerpunkte der Auftragsproduktionsbranche

Bereits seit 1998 erfasst das Dortmunder FORMATT-Institut die Auftragsproduktionen der deutschen Fernsehsender. Auf Basis dieser Langzeitstudie werden Lage und Entwicklung der deutschen Produktionsbranche, Stärken und Schwächen einzelner Produktionsstandorte sowie programmliche Trends deutlich. Für die zuletzt untersuchten Jahre 2003 und 2004 lässt sich resümieren, dass die Nachfrage der Fernsehveranstalter nach deutschen Produktionen anhaltend hoch ist. So stieg nach Rückgängen in den Jahren zuvor das Auftragsvolumen 2004 um 4 Prozent. Dieser Zuwachs ist allerdings nicht gleichzusetzen mit einer betriebswirtschaftlich positiven Entwicklung, vielmehr sind die Produktionsbetriebe einem starken Preisdruck ausgesetzt.

Insgesamt ist die Produktionsbranche einerseits nach wie vor durch einen hohen Konzentrationsgrad, andererseits durch eine kleinständisch geprägte Betriebsstruktur gekennzeichnet. Unter den 2004 erfassten 741 Betrieben herrscht eine starke Fluktuation. Im Durchschnitt produzierte jedes Unternehmen 980 Sendeminuten, bei großen Unterschieden zwischen den Firmen. Auf die zehn größten Produktionsgruppen entfielen 2004 45 Prozent des Auftragsvolumens, wobei es in den letzten Jahren im Ranking der größten Produzenten erhebliche Veränderungen gegeben hat. Auslöser hierfür war insbesondere der Konkurs des Kirch-Konzerns sowie die Trennung Springers von fast allen Produktionsbeteiligungen. Mit großem Abstand führend ist weiterhin die RTL Group.

Analysiert man das Auftragsvolumen nach Genres, so zeigt sich insgesamt eine hohe Stabilität der Anteile für Fiction, Entertainment und Information. Die Fictionproduktion bringt die höchsten Umsätze pro Sendeminute und birgt außerdem vielfältige Standorteffekte. Serien haben den höchsten Anteil an der Fictionproduktion, größte Auftraggeber sind hier die privaten Fernsehsender. Hingegen sind die kostenaufwändigen TV-Movies, die zugleich oftmals die kulturellen Highlights des Fernsehens bilden, eine Domäne der öffentlich-rechtlichen Sender, sie erteilen in diesem Segment 80 Prozent der Aufträge.

Während das Volumen der Entertainmentgenres (Doku-Soap, Show, Musik, Game, Talk) 2004 gesunken ist, verzeichneten die Informationsgenres in den letzten Jahren kontinuierliche Steigerungen. Hier entfällt auf Magazine der größte Teil des Auftragsvolumens.

MP 1/2006, S. 32-46



Zurück zur Übersicht