Heft 4

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis 2005

Teil 2: Bertelsmann AG, RTL Group, Gruner + Jahr, Burda, WAZ, Holtzbrinck und Bauer

Nachdem in Teil 1 der "Formationen deutscher Medienmultis" die Entwicklungen bei der Axel Springer AG und der ProSiebenSat.1 Media AG beschrieben wurden (MP 3/2006), werden nunmehr wichtige Transaktionen und Strategien von Bertelsmann AG, RTL Group, Gruner + Jahr, Burda, WAZ, Holtzbrinck und Bauer dargestellt.

Der Bertelsmann-Konzern befindet sich bei einem Gesamtumsatz von 17,9 Mrd Euro im Jahr 2005 und einem Ergebnis (Ebit) von 1,7 Mrd Euro in einer Expansionsphase. Das Unternehmen verfolgt weiter seine Strategie des möglichst vollständigen Erwerbs von Beteiligungsfirmen: 2005 wurde die Beteiligung an der RTL Group durch Übernahme der Anteile der WAZ auf mehr als 90 Prozent aufgestockt, in Frankreich wurden die Anteile am Sender M6 erhöht und die Geschäftsleitung übernommen, und in Deutschland stockte die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr ihre Anteile an der Stuttgarter Motor Presse auf eine Mehrheitsbeteiligung auf. Im laufenden Jahr steht dem Gütersloher Konzern eine einschneidende Veränderung bevor, wenn der Anteilseigner Groupe Bruxelles Lambert (GBL) wie angekündigt seine Aktien an die Börse bringt.

Den größten Beitrag zum Bertelsmann-Ergebnis steuert die RTL Group mit rund 43 Prozent des Ebit bei. Im deutschen Markt mit einem Umsatzanteil von gut einem Drittel kann die Gruppe ihre Senderfamilie stärken, nachdem das Kartellamt grünes Licht für die vollständige Übernahme des Nachrichtenkanals n-tv gegeben hat. In ihren Auslandsmärkten strebt die Gruppe ebenfalls die Bildung von Senderfamilien an.

Beim Offenburger Konzern Hubert Burda Media zählen zu den bedeutenden Veränderungen der letzten Zeit die Integration der Hamburger Verlagsgruppe Milchstraße und der Erwerb der Programmzeitschrift TV Today, die Beendigung der umfangreichen Kooperationen mit der italienischen Rizzoli-Gruppe und der Verkauf von Verlagen im ehemaligen Jugoslawien an Gruner+Jahr. Burda hat sich aus dem Tageszeitungsgeschäft vollständig zurückgezogen, im privaten Hörfunk bleibt der Konzern ein bedeutender Akteur.

Während die Lage der WAZ einerseits von Streitigkeiten unter den Eignern, andererseits von einer Festigung ihrer Marktposition vor allem im Stammland Nordrhein-Westfalen und im Ausland geprägt ist, konnten die Konzerne Holtzbrinck und Bauer einige jeweils vorgesehene Akquisitionen in den letzten Jahren nicht realisieren, teils aus kartellrechtlichen Gründen, teils weil sie bei Verkäufen nicht zum Zuge kamen.

MP 4/2006, S. 182-200



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