Heft 3

Horst Röper

Formationen deutscher Medienmultis 2005

Teil 1: ProSiebenSat.1 Media AG und Axel Springer AG

In der Medienbranche nimmt die Zahl der Zusammenschlüsse und Übernahmen nach eher ruhigen Jahren wieder zu. Privates Fernsehen etabliert sich immer stärker als Pay-TV, und Kabelnetzbetreiber und Telefonkonzerne integrieren das Fernsehen im Zuge vertikaler Geschäftsstrategien in die eigenen Angebote. Erstmals verweigerte die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) ihre Zustimmung zu einer großen Fusion, nämlich zu der geplanten Übernahme der ProSiebenSat.1-Sendergruppe durch den Springer-Konzern. Auch das Bundeskartellamt untersagte die geplante Fusion. Ausschlaggebend für die Ablehnungen war die Berücksichtigung der Aktivitäten Springers im nationalen Medienmarkt und insbesondere seine Marktstellung im Zeitungsmarkt und die damit einhergehende Einschätzung, dass der Springer-Konzern bei einer Übernahme mit seinen gesamten Medienaktivitäten vorherrschende Meinungsmarkt erreiche.

Springer befindet sich in einer guten wirtschaftlichen Verfassung und erzielte im Jahr 2005 einen Rekordüberschuss von 231 Mio Euro. Nach einer Phase der Konsolidierung strebt der Konzern jetzt wieder eine Expansion an. Hierzu soll das traditionell nachrangige Auslandsgeschäft intensiviert werden, beispielsweise in Osteuropa. Im Inland erwirtschaftet die Bild-Zeitung trotz sinkender Auflage die höchsten Erträge ihrer Geschichte. Erfolgreich war auch der Start von Welt Kompakt als Ableger der Tageszeitung Die Welt. Gegen die Konkurrenz von Gratiszeitungen ist Springer gewappnet. Im Zeitschriftensektor gab es Erfolge und Misserfolge, während die elektronischen Medien Hörfunk und Internet - trotz ihrer Marktbedeutung - für Springer randständig geblieben sind.

Auch die ProSiebenSat.1 Media AG zeigte in den Jahren 2004 und 2005 gute wirtschaftliche Ergebnisse. Nach dem Zusammenbruch des Kirch-Konzerns und dem anschließenden Besitzerwechsel kam es zu einem enormen Wertzuwachs, wie das Angebot des Springer-Konzerns zeigte: Die amerikanischen Investoren hatten nach der Kirch-Insolvenz nur etwa ein Drittel von dem geboten, was Springer zwei Jahre später offerierte. ProSiebenSat.1 versucht durch neue Erlösquellen die Abhängigkeit vom Werbemarkt zu reduzieren. So hat der Konzern die ersten beiden Pay-TV-Programme gestartet und bereitet ein Video-on-demand-Angebot vor. An den Kosten für den Empfang der kommerziellen Sender sollen zukünftig die Zuschauer beteiligt werden.

MP 3/2006, S. 114-124



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