Heft 4

Runar Woldt

HDTV: Erfolg im zweiten Anlauf?

Das hochauflösende Fernsehen hat noch einige Hürden zu überwinden

Das hochauflösende Fernsehen (HDTV) hat in Europa eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits in den 1980er und 1990er Jahren wurden massive Bemühungen unternommen, einen HDTV-Standard europaweit durchzusetzen. Die Europäische Union investierte hierfür einige hundert Mio Euro, musste 1993 aber das Scheitern ihrer Strategie eingestehen. Danach blieb es in Europa über eine Dekade lang still um HDTV, während in anderen Ländern - vor allem in Japan - die Entwicklung weiterging und HDTV-Programme zum Regelangebot der Fernsehveranstalter wurden. Auch in den USA haben in den letzten Jahren viele Fernsehsender HDTV in ihr Angebot aufgenommen.

Nun scheint auch in Europa die Zeit reif für einen neuen Anlauf mit HDTV. Seit Anfang 2004 sind HDTV-Angebote auch in Europa über Satellit verfügbar. In Deutschland gingen 2005 zunächst ProSieben und SAT.1 und Ende des Jahres auch die Pay-TV-Plattform Premiere mit eigenen HD-Kanälen an den Start. Angeboten werden bislang vor allem Filme, Sportsendungen und Dokumentationen in HD-Qualität. ARD, ZDF und viele Free-TV-Veranstalter im Privatfernsehen zögern noch, da bisher nur sehr wenige Verbraucher mit HDTV-Empfängern ausgestattet sind. Außerdem verursacht HDTV durch das Simulcasting hohe Betriebskosten. Von der Fußball-WM 2006 werden Impulse für HDTV erwartet, aber sie wird nicht den endgültigen Durchbruch garantieren.

Sinn macht HDTV derzeit vor allem für Pay-TV-Anbieter und Kabelnetzbetreiber, die es als Premiumpaket in ihre Plattformen integrieren und über Zusatzabonnements finanzieren können. Offen ist, wann HDTV sich aus dieser Nische befreien und in den Massenmarkt eindringen kann. Prognosen über seine Marktentwicklung sind aufgrund vieler unsicherer Faktoren schwierig. Die steigenden Zahlen verkaufter HD-fähiger Fernsehgeräte sowie der fortschreitende Prozess der Digitalisierung kommen dem HDTV jedoch entgegen. Neue Speichermedien wie Blu-ray-Disc und HD-DVD werden den Trend zu HDTV unterstützen, während ein rigides Kopierschutzsystem eher kontraproduktiv wirken könnte.

MP 4/2006, S. 235-242



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