Heft 1

Christian Breunig

Mobile Medien im digitalen Zeitalter

Neue Entwicklungen, Angebote, Geschäftsmodelle und Nutzung

Trotz der Konkurrenz durch neue mobile Medien wie MP3-Player und Multimedia-Handy bleibt das Radio auf absehbare Zeit das mobile Massenmedium Nummer 1. Dies trifft sowohl für die Marktbedeutung als auch für den Nutzungsumfang zu. Im Vergleich zu Hörfunk und Fernsehen werden die neuen mobilen Medien Nischenmärkte bleiben.

Der Markt für mobiles Fernsehen über Handy und andere Handhelds wird mit der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 erst langsam an Fahrt gewinnen. So ist vor 2009 nicht mit einem bundesweiten Regelbetrieb von Handy-TV über Rundfunkempfänger zu rechnen, wobei die beiden digitalen Standards DMB und DVB-H im Wettbewerb stehen. Das Handy entwickelt sich als mobiles Integrationsmedium klassischer (Hörfunk, Fernsehen) und neuer Medien (Internet, MP3-Player). Wie Multimedia-Handys gelten auch Audioplayer als Wachstumsbranchen. An der anfangs von Laien dominierten Podcasting-Szene beteiligen sich verstärkt etablierte Radio- und Fernsehsender.

Trotz des Bestrebens vieler Medienunternehmen, ihre Inhalte auch über mobile Plattformen zu vertreiben, stehen Geschäftsmodelle für Handy-TV und Podcasting noch am Anfang. Dies gilt für mobiles Marketing und spezielle Werbeformen wie auch für den Verkauf der Inhalte (Paid Content). Zum einen verhält sich die Werbewirtschaft noch sehr zurückhaltend, sodass das Wachstum der Werbeumsätze auf niedrigem Niveau stattfindet. Zum anderen ist die Zahlungsbereitschaft der Nutzer für mobilen Content gering. Interaktive Marketingformen dürften an Bedeutung gewinnen.

Die mobile Nutzung gehört zu den Stärken des Radios, wie die ausgiebige Hörfunknutzung im Auto zeigt. Besonders in den jüngeren Zielgruppen nimmt zwar der Besitz und die Nutzung des MP3-Players zu, eine Verdrängung des Radios ist aber nicht zu erkennen. Auch bedeutet die Handy-TV-Nutzung keine Einschränkung der Fernsehnutzung, zumal sich Handy-TV voraussichtlich als Pausenfernsehen jenseits der Fernseh-Primetime etablieren wird. MP3-Player und Handy ergänzen die klassischen Medien.

MP 1/2006, S. 2-15



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