Heft 5

Annette Mende

Wer hört heute klassische Musik?

ARD-E-Musikstudie 2005: Musiksozialisation, E-Musiknutzung und E-Musikkompetenz

Welchen Stellenwert und welches Image hat klassische Musik in der bundesdeutschen Bevölkerung? Welche Bevölkerungsgruppen sind klassischer Musik gegenüber aufgeschlossen und nutzen diese in relevantem Ausmaß im Radio, auf Tonträgern und im Konzertsaal? Diese und andere Fragestellungen wurden in der ARD-E-Musikstudie 2005 mittels einer telefonischen Repräsentativbefragung von rund 6100 Personen ab 14 Jahre untersucht. Dabei wurde die Nähe zur klassischen Musik durch die Einspielung von Musikbeispielen ermittelt.

Als E-Musikoffenheit wurde definiert, dass mindestens drei von 21 Musikbeispielen mit sehr gut/gut beurteilt wurden und klassische Musik auch aktiv nachgefragt wurde (Radio, Tonträger, Konzerte). Nach dieser Definition ist mit 53 Prozent eine leichte Mehrheit der Bevölkerung offen für E-Musik. Unter ihnen finden sich mehr Frauen als Männer, mehr formal höher Gebildete, und die E-Musikoffenheit nimmt mit steigendem Alter zu. Nach MedienNutzerTypen betrachtet sind vor allem die Klassisch Kulturorientierten, die Neuen Kulturorientierten und die Leistungsorientierten an Klassik interessiert.

Für die Herausbildung des musikalischen Geschmacks wichtige Sozialisationsfaktoren sind beispielsweise der Kontakt mit Klassik in Kindheit und Jugend und in der Schule, das Spielen eines Instrumentes und insgesamt ein klassikaffines familiäres Umfeld. Entscheidend für das Interesse an Klassik ist aber, ob diese Sozialisationsfaktoren positiv oder negativ erlebt wurden.

In der Studie wurden anhand der Bekanntheit der eingespielten Musikbeispiele bei den Befragten acht Gruppen der E-Musikkompetenz gebildet. Es zeigte sich, dass populäre Klassik in allen Kompetenzgruppen am beliebtesten war, aber erst ab Kompetenzlevel 3 wirklich gefiel. Wer sich gut auskennt, hört auch viel Klassik. Ein ambitioniertes Repertoire wird erst mit höherer Musikkompetenz goutiert.

MP 5/2006, S. 246-258



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